Jenam den 28. Juni 1798
Die Nachricht, daß der Elpenor von Ihnen sey, hat mich wirklich überrascht; ich weiß nicht wie es kam, daß Sie mir gar nicht dabei einfielen. Aber eben weil ich unter bekannten und wahlfähigen Namen keinen dazu wußte, so war ich sehr neugierig auf den Verfasser, denn es gehört zu denen Werken, wo man, über den Gegenstand hinweg, unmittelbar zu dem Gemüth des Hervorbringenden geführt und getrieben wird. Übrigens ist es für die Geschichte Ihres Geistes und seiner Perioden ein schätzbares Document, das Sie ja in Ehren halten müssen.
Ich freue mich auf den magnetischen Cursus gar sehr; in dem Fischer’schen Wörterbuch habe ich grade über diesen Gegenstand wenig Trost gefunden, da dieser erste Band nicht so weit reicht. Wir wollen dann auch, wenn es Sie nicht zerstreut, über Elektricität, Galvanism und chemische Dinge uns unterhalten und wo möglich Versuche anstellen. Ich will vorläufig dasjenige darüber lesen, was Sie mir rathen und was sich bekommen läßt.
An Humboldt geht heute mein Brief ab, die Abschrift lege ich bei, so weit sie sein Werk betrifft. Da ich es nicht vor Augen hatte, und mir diese Gedankenrichtung überhaupt jetzt etwas fremd und widerstrebend ist, so habe ich nur in generalibus bleiben können. Sie werden in Ihrem Briefe für das Weitere schon sorgen.
Wenn mir Schlegel noch etwas bedeutendes für den Almanach bestimmen will, so habe ich gar nichts gegen die Einrückung dieser Gelegenheitsverse. Sollen sie aber einziger Beitrag seyn, den er nicht einmal ausdrücklich dafür schickt, so könnte es das Ansehen haben, als wenn wir nach allem griffen, was von ihm zu haben ist, und in dieser Noth sind wir nicht. Ich habe so wenig honette Behandlung von dieser Familie erfahren, daß ich mich wirklich in Acht nehmen muß, ihnen keine Gelegenheit zu geben, sich bedeutend zu machen. Denn das wenigste was ich riskirte wäre dieses, daß Frau Schlegel jedermann versicherte, ihr Mann arbeite nicht an dem Almanach, aber um ihn doch zu heben, hätte ich die zwei gedruckte Gedichte aufgegriffen.
Übrigens ist das an Iffland gerichtete gar nicht übel gesagt, obgleich ich lachen mußte, daß Schlegel sich nun schon zum zweitenmale an dem Pygmalion vergreifen mußte, von dem er gar nicht loskommen kann.
Meyer’s Vorschlag wegen der Propyläen als Titel läßt sich schon hören. Meine Gründe dagegen wissen Sie, und wenn dadurch für die Sache was kann gewonnen werden, so kommen sie in keine Betrachtung.
Leben Sie recht wohl.
Sch.
H 481 | S 476 | B 477
Weimar, den 27. Juni 1798
Zufälligerweise, oder vielmehr weil ich voraussetzte Sie wüßten daß Elpenor von mir sey, sagte ich es nicht ausdrücklich im Briefe, nun ist es mir um so viel lieber, da dieses Product ganz rein auf Sie gewirkt hat. Es können ohngefähr sechzehn Jahre seyn, daß ich diese beiden Acte schrieb, nahm sie aber bald in Aversion und habe sie seit zehen Jahren gewiß nicht wieder angesehen. Ich freue mich über Ihre Klarheit und Gerechtigkeit, wie so oft schon, also auch in diesem Falle. Sie beschreiben recht eigentlich den Zustand in dem ich mich befinden mochte, und die Ursache warum das Product mir zuwider war, läßt sich nun auch denken.
Hierbei zwei kleine Gedichte von Schlegel. Er gibt zu verstehen daß sie als Manuscript anzusehen seyen und allenfalls einen Platz im Almanach verdienen dürften. Vielleicht schickt es sich sie aufzunehmen, da wir noch verschiedene Gedichte an bestimmte Personen einrücken wollen.
Über die andern Gedichte, welche gleichfalls beiliegen, suspendire ich mein Urtheil; sie scheinen mir dergestalt auf der Gränze zu stehen, daß ich nicht weiß ob sie sich zur Realität oder Nullität hinüber neigen möchten.
Desto entschiedner ist der Brief den Sie zugleich erhalten, und ein herrliches Muster einer Tollheit außer dem Tollhause. Denn das Criterium warum man einen solchen Menschen nicht einsperrt, möchte schwer anzugeben seyn. Das Einzige was für ihn spricht möchte die Unschädlichkeit seyn, und das ist er nicht, sobald er uns näher kommt. Da ich ihn aber nicht einsperren kann, so soll er wenigstens ausgesperrt werden.
Heute kommt unser Herzog. Es wird sich zeigen wie lange er hier bleibt. Nach seiner Abreise bin ich gleich wieder bei Ihnen, wenn ich vorher noch einige Tage in Roßla zugebracht habe, wo ich einiges anordnen muß.
Eine Schrift die mir gestern mitgetheilt wurde kam mir recht gelegen, sie heißt:
Versuch die Gesetze magnetischer Erscheinungen aus Sätzen der Naturmetaphysik, mithin a priori zu entwickeln, von C. A. Eschenmayer. Tübingen, bei Jakob Friedrich Heerbrandt. 1798.
Ich konnte so recht in die Werkstätte des Naturphilosophen und Naturforschers hineinsehen und habe mich in meiner Qualität als Naturschauer wieder auf’s neue bestätigt gefunden. Ich werde die Schrift mitbringen und wir können sie bei’m Aufstellen der Phänomene, von welchen Ihnen der erste Versuch noch in der Hand ist, recht gut brauchen.
Leben Sie recht wohl; ich hoffe auf den Augenblick in dem ich Sie wieder sehen werde.
Noch Eins. Meyer, der schönstens grüßt, ist mehr für den Titel Propyläen als für den Ihrigen. Er meint, man solle sich das Feld ja recht unbestimmt lassen, die Welt wolle es nun einmal so. Es wird darüber noch zu sprechen sein.
G.
H 480 | S 475 | B 476
Jena, den 25. Juni 1798
Ich kann mich noch nicht recht an Ihre längere Entfernung gewöhnen und wünsche nur, daß diese nicht länger dauern möchte, als Sie jetzt meinen.
Die Briefe an Humboldt werden nun wohl eine Verzögerung erleiden, wenigstens auf den Fall, daß wir sie zusammen absenden wollten. Ich will deßwegen mit der Mittwochspost schreiben, und ihm vorläufig ein Lebenszeichen und ein Trostwort senden. In ein Detail kann ich mich dießmal nicht einlassen, besonders da ich das Manuscript nicht habe, welches in Ihrer Verwahrung ist.
Die verlangten Gedichte folgen hier.
Auch das Drama folgt zurück; ich habe es gleich gelesen und bin in der That geneigt günstiger davon zu denken, als Sie zu denken scheinen. Es erinnert an eine gute Schule, ob es gleich nur ein dilettantisches Product ist, und kein Kunsturtheil zuläßt. Es zeugt von einer sittlich gebildeten Seele, einem schönen und gemäßigten Sinn und von einer Vertrautheit mit guten Mustern. Wenn es nicht von weiblicher Hand ist, so erinnert es doch an eine gewisse Weiblichkeit der Empfindung, auch in sofern ein Mann diese haben kann. Wenn es von vielen Longueurs und Abschweifungen, auch von einigen, zum Theil schon angestrichenen, gesuchten Redensarten befreit seyn wird, und wenn besonders der letzte Monolog, der einen unnatürlichen Sprung enthält, verbessert seyn wird, so läßt es sich gewiß mit Interesse lesen.
Wenn ich den Autor wissen darf, so wünsche ich Sie nennten mir ihn.
Auch die Horen folgen hier. Sehen Sie doch die zwei Idyllen darin ein wenig an. Die erste haben Sie schon im Manuscript gelesen und einige Verbesserungen darin angegeben. Diese Verbesserungen hat man darin vorgenommen, und Ihr Rath ist, so weit es sich thun ließ befolgt worden.
Leben Sie recht wohl. Ich habe heute den Wallenstein aus der Hand gelegt und werde nun sehen, ob der lyrische Geist mich anwandelt.
Meine Frau grüßt Sie auf’s beste.
Sch.
H 479 | S 474 | B 475
Weimar, den 24. Juni 1798
Sobald ich mich von Jena entferne, werde ich gleich von einer andern Polarität angezogen, die mich denn wieder eine Weile fest hält. Ich hatte mehr als Eine Veranlassung nach Weimar zurückzukehren und bin nun hier um des Herzogs Ankunft zu erwarten, und wieder auf eine Weile Verschiednes zu ordnen und einzulenken; indessen denke ich daß ich heute über acht Tage wieder bei Ihnen seyn werde. Da ich gar nichts bei mir habe, sondern alles in Jena zurückgeblieben ist, so mußte ich mich in meine alten Papiere zurückziehen und habe allerlei gefunden, das wenigstens als Stoff uns zunächst noch dienen kann.
Ich schicke die französische Romanze. es war recht gut, daß ich sie nicht in der Nähe hatte, denn gewisse sehr artige Tournüren hätten mich abgehalten meinen eignen Weg zu gehen. In das andere beiliegende Manuscript mochte ich gar nicht hineinsehen, es mag ein Beispiel eines unglaublichen Vergreifens im Stoffe, und weiß Gott für was noch anders ein warnendes Beispiel seyn. Ich bin recht neugierig was Sie diesem unglücklichen Producte für eine Nativität stellen.
Meine Geschäfte sind in Roßla zu meiner Zufriedenheit abgelaufen, meine Assistenten haben mir Sorge und Nachdenken erspart und ich brauchte nur zuletzt über gewisse Dinge zu entscheiden die bloß vom Willen des Eigenthümers abhangen.
Mittwoch oder Donnerstag wird unser Herzog wieder kommen, aber nicht lange verweilen.
Leben Sie recht wohl, und empfangen mich wo möglich mit etwas Lyrischem.
Das zwölfte Stück der Horen habe ich, wie es scheint, noch nicht erhalten, ich bitte darum mit den Botenfrauen. Ich habe von Anfang her noch verschiedene einzelne Stücke, vielleicht können wir uns wechselsweise dadurch einige Exemplare completiren, mit denen man, nach dem seligen Hintritt dieser Göttinnen, noch immer jemanden einen Gefallen thut.
Grüßen Sie mir bestens Ihre liebe Frau und befinden sich zum besten in diesen Tagen die, wenn sie gleich nicht die schönsten sind, doch die Vegetation trefflich begünstigen.
Wieland war in Oberroßla sehr munter. Das Landleben macht ihm noch immer viel Freude, doch hat er’s eigentlich noch nicht angetreten. Die Vorbereitungen dazu kommen mir vor wie das Collegium der Anthropologie, das manchen ehrlichen Kerl schon in die Mühseligkeiten der Medicin gelockt hat. Mich sollen will’s Gott die Wiesen, sie mögen noch so schön grün seyn, und die Felder, sie mögen zum besten stehen, nicht auf dieses Meer locken.
Nochmals ein Lebewohl. Mittwochs sage ich wieder einige Worte.
G.
H 478 | S 473 | B 474
Jena, den 21. Juni 1798
Da ich mich doch noch entschließen muß zu fahren, so will ich zeitiger weg und sehe Sie also heute nicht.
Hierbei schicke ich das Fischer’sche Wörterbuch das seinen Zweck recht gut zu erfüllen scheint.
Hofrath Loder schickt Montags ein Paket nach Paris und ich will ihm meinen Brief, so wie etwa eine Abschrift der Euphrosyne mit beilegen. Es wäre recht schön, wenn Sie bis dahin auch mit Ihrem Schreiben zu Stande kämen.
Leben Sie recht wohl und grüßen Ihre liebe Frau; ich bin neugierig was mir diese paar Tage bringen werden.
G.
H 477 | S 472 | B 473
Jena, den 11. Juni 1798
Ich bitte um das Humboldtische Werk und den eisernen Stab. Heute Abend werde ich bei Loders seyn, komme wohl aber doch vorher auf einige Stunden.
Heute früh habe ich, bei’m Spaziergang, einen cursorischen Vortrag meiner Farbenlehre überdacht, und habe sehr viel Lust und Muth zu dessen Ausführung. Das Schelling’sche Werk wird mir den großen Dienst leisten mich recht genau innerhalb meiner Sphäre zu halten.
Leben Sie recht wohl und grüßen Ihre liebe Frau wenn sie angekommen ist.
G.
H 476 | S 471 | B 472
[Jena, den 31. Mai 1798]
Es waltet dießmal ein recht böser Geist über unsern Communikationen und Ihrer poetischen Muse. Wie sehr wünsche ich, daß Sie bald frei und ruhig zurückkehren möchten. August soll uns als ein Pfand Ihres baldigen Wiederkommens recht werth seyn.
Leben Sie wohl und reisen glücklich. Meine Frau empfiehlt sich auf’s beste.
Lassen Sie mir doch, wenn’s angeht, Humboldt’s Werk bei Trapizius zurück.
Sch.
H 483 | S 470 | B 471
Jena, den 24. Mai 1798
Ich überschicke einen kurzen Aufsatz, den wir besprechen und in Abschrift an Cotta schicken könnten, ich bereite mich indessen zu dem ersten Stücke vor. Diese Sache muß in ihren ordentlichen Geschäftsgang eingeleitet seyn, ehe ich an was anderes denken kann.
Zugleich erhalten Sie das Gespräch von dem ich neulich sagte, ich bin neugierig ob es Ihren Beifall erhält und ob Sie die angekündigte Fortsetzung wünschen und fordern.
Heute Mittag bin ich in Ihrer Nachbarschaft zu Gaste, alsdann komm’ ich um die gestrige Lecture und Unterhaltung fortzusetzen.
Leben Sie recht wohl.
G.
H 475 | S 469 | B 470
Weimar, den 19. Mai 1798
Zu dem ersten Blatt Ihres lieben Briefes kann ich nur Amen sagen, denn es enthält die Quintessenz dessen was ich mir wohl auch zu Trost und Ermunterung zurief. Hauptsächlich entstehen diese Bedenklichkeiten aus der Furcht mich im Stoffe zu vergreifen, der entweder gar nicht, oder nicht von mir, oder nicht auf diese Weise behandelt werden sollte. Diesmal wollen wir nun alle diese Sorgen bei Seite setzen und nächstens muthiglich beginnen.
Humboldt’s Arbeit erwartete ich wirklich nicht und freue mich sehr darauf, um so mehr als ich fürchtete daß uns seine Reise seinen theoretischen Beistand, wenigstens auf eine Weile, entziehen würde. Es ist kein geringer Vortheil für mich daß ich wenigstens auf der letzten Strecke meiner poetischen Laufbahn mit der Kritik in Einstimmung gerathe.
Ich sage heute früh nichts weiter, indem ich noch zu guter Letzt sehr zerstreut bin.
Morgen Abend bin ich bei Ihnen und hoffe schon im Voraus auf die Fruchtbarkeit der nächsten vier Wochen. Leben Sie recht wohl und grüßen Ihre liebe Frau.
G.
H 474 | S 468 | B 469
Jena, den 18. Mai 1798
Da es wohl seine Richtigkeit hat, daß keine Ilias nach der Ilias mehr möglich ist, auch wenn es wieder einen Homer und wieder ein Griechenland gäbe, so glaube ich Ihnen nichts Besseres wünschen zu können, als daß Sie Ihre Achilleis so wie sie jetzt in Ihrer Imagination existirt, bloß mit sich selbst vergleichen, und bei’m Homer bloß Stimmung suchen, ohne Ihr Geschäft mit seinem eigentlich zu vergleichen. Sie werden sich ganz gewiß Ihren Stoff so bilden, wie er sich zu Ihrer Form qualificirt, und umgekehrt werden Sie die Form zu dem Stoffe nicht verfehlen. Für beides bürgt Ihnen Ihre Natur und Ihre Einsicht und Erfahrung. Die tragische und sentimentale Beschaffenheit des Stoffes werden Sie unfehlbar durch Ihren subjectiven Dichtercharacter balanciren, und sicher ist es mehr eine Tugend als ein Fehler des Stoffs, daß er den Forderungen unseres Zeitalters entgegen kommt: denn es ist eben so unmöglich als undankbar für den Dichter, wenn er seinen vaterländischen Boden ganz verlassen und sich seiner Zeit wirklich entgegen setzen soll. Ihr schöner Beruf ist, ein Zeitgenosse und Bürger beider Dichterwelten zu seyn, und gerade um dieses höhern Vorzugs willen werden Sie keiner ausschließend angehören.
Übrigens werden wir bald Gelegenheit haben, noch recht viel über diese Materie miteinander zu sprechen, denn die Novität von der ich Ihnen schrieb und worüber ich Sie nicht in eine zu große Erwartung setzen will, ist ein Werk über Ihren Hermann, von Humboldt mir in Manuscript zugeschickt. Ich nenne es ein Werk, da es ein dickes Buch geben wird, und in die Materie mit größter Ausführlichkeit und Gründlichkeit eingeht. Wir wollen es, wenn es Ihnen recht ist, mit einander lesen; es wird alles zur Sprache bringen, was sich durch Raisonnement über die Gattung und die Arten der Poesie ausmachen oder ahnen läßt. Die schöne Gerechtigkeit die Ihnen darin durch einen denkenden Geist und durch ein gefühlvolles Herz erzeigt wird, muß Sie freuen, so wie dieses laute und gründliche Zeugniß auch das unbestimmte Urtheil unsrer deutschen Welt leiten helfen, und den Sieg Ihrer Muse über jeden Widerstand, auch auf dem Wege des Raisonnement, entscheiden und beschleunigen wird.
Über das was ich mit Cotta gesprochen, mündlich. Was mich aber besonders von ihm zu hören freute, ist die Nachricht die er mir von der ungeheuren Ausbreitung von Hermann und Dorothea gab. Sie haben sehr recht gehabt, zu erwarten, daß dieser Stoff für das deutsche Publicum besonders glücklich war, denn er entzückte den deutschen Leser auf seinem eigenen Grund und Boden, in dem Kreise seiner Fähigkeit und seines Interesse, und er entzückte ihn doch wirklich, welches zeigt, daß nicht der Stoff, sondern die dichterische Belebung gewirkt hat. Cotta meint, Vieweg hätte eine wohlfeile schlechte Ausgabe gleich veranstalten sollen, denn er sey sicher, daß bloß in Schwaben einige tausend würden abgegangen seyn.
Doch über alles ausführlicher wenn Sie kommen. Ich hoffe, dieß wird übermorgen geschehen. Leben Sie recht wohl. Meine Frau grüßt auf’s beste.
Sch.
H 473 | S 467 | B 467
Weimar, den 16. Mai 1798
Ihr Brief trifft mich wieder bei der Ilias. Das Studium derselben hat mich immer in dem Kreise von Entzückung, Hoffnung, Einsicht und Verzweiflung durchgejagt.
Ich bin mehr als jemals von der Einheit und Untheilbarkeit des Gedichts überzeugt und es lebt überhaupt kein Mensch mehr, und wird nicht wieder geboren werden, der es zu beurtheilen im Stande wäre. Ich wenigstens finde mich allen Augenblick einmal wieder auf einem subjectiven Urtheil, so ist’s andern vor uns gegangen und wird andern nach uns gehen. Indessen war mein erstes Apperçu einer Achilleis richtig, und wenn ich etwas von der Art machen will und soll, so muß ich dabei bleiben.
Die Ilias erscheint mir so rund und fertig, man mag sagen was man will, daß nichts dazu noch davon gethan werden kann. Das neue Gedicht das man unternähme, müßte man gleichfalls zu isoliren suchen und wenn es auch, der Zeit nach, sich unmittelbar an die Ilias anschlösse.
Die Achilleis ist ein tragischer Stoff, der aber wegen einer gewissen Breite eine epische Behandlung nicht verschmäht.
Er ist durchaus sentimental und würde sich in dieser doppelten Eigenschaft zu einer modernen Arbeit qualificiren, und eine ganz realistische Behandlung würde jene beide innern Eigenschaften in’s Gleichgewicht setzen. Ferner enthält der Gegenstand ein bloß persönliches und Privatinteresse, dahingegen die Ilias das Interesse der Völker, der Welttheile, der Erde und des Himmels umschließt.
Dieses alles sey Ihnen an’s Herz gelegt! Glauben Sie daß, nach diesen Eigenschafen, ein Gedicht von großem Umfang und mancher Arbeit zu unternehmen sey, so kann ich jede Stunde anfangen, denn über das Wie der Ausführung bin ich meist mit mir einig, werde aber nach meiner alten Weise daraus ein Geheimniß machen, bis ich die ausgeführten Stellen selbst lesen kann.
Von einer unerwartet erfreulichen Novität habe ich keine Ahnung noch Muthmaßung, doch soll sie mir ganz willkommen seyn. Es ist nicht in meinem Lebensgange daß mir ein unvorbereitetes, unerharrtes und unerrungenes Gute begegne. Vor Sonntag kann ich leider nicht kommen.
Grüßen Sie Cotta schönstens und danken ihm noch für alle mir so liberal erwiesenen Gefälligkeiten. Ich bin noch wegen einigem in seiner Schuld, welches abzurechnen ja wohl bald Gelegenheit seyn wird.
Übrigens gedenke ich, wegen unserer theoretisch empirischen Aufsätze, den Gang den ich neulich anzeigte zu befolgen; sobald etwa ein Alphabet rein abgeschrieben parat liegt, wird man leicht überein kommen.
Ich will künftig so viel als möglich kein Manuscript versagen, bis es zum Abdruck fertig ist, und besonders bei diesem kommt so mancherlei zusammen.
Schlegeln kann die Professur wohl nicht fehlen; der Herzog ist ihm wegen der Shakespearischen Übersetzung günstig, es ist auch schon beifällig deßhalb nach Gotha communicirt.
Leben Sie recht wohl, Ich verlange herzlich Sie zu sehen und etwas Bedeutendes zu arbeiten. Es wird nun bald ein Jahr daß ich nichts gethan habe, und das kommt mir gar wunderlich vor. Grüßen Sie Ihre liebe Frau und erfreuen sich des schönen Wetters unter freiem Himmel.
G.
H 472 | S 466 | B 466
Jena, den 15. Mai 1798
Am Himmelfahrtstag ist Cotta hier; wenn Sie bis dahin auch hier seyn könnten, wär’ es recht hübsch.
Schreiben Sie mir, wenn Sie nicht selbst kommen, was Sie ihm in Rücksicht auf Ihre Schrift gesagt wünschen. Am besten wäre es, Sie setzten einen Preis, und er sähe dann, ob er der Mann wäre, ihn zu geben.
Die Ungerische Schriftprobe däucht mir viel zu scharf. Auf diesem Wege könnte man das Publicum bald blind machen.
In den letztern Stücken des Niethammer’schen Journals werden Sie einen Aufsatz von Forberg über die Deduction der Kategorien gefunden haben, den ich Ihnen doch zu lesen empfehle. Er ist sehr gut gedacht und geschrieben.
Da Sie hoffentlich nächstens hier sind so behalte ich bis dahin eine ganz neue und unerwartete Novität zurück, die Sie sehr nahe angeht und die Ihnen viel Freude machen wird. Vielleicht errathen Sie sie aber.
Das was Ihnen im Homer mißfällt werden Sie wohl nicht absichtlich nachahmen, aber es wird, wenn es sich in Ihre Arbeit einmischt, für die Vollständigkeit der Versetzung in das Homerische Wesen und für die Ächtheit Ihrer Stimmung beweisend seyn. Es ist mir beim Lesen des Sophokles mehrmals eine Art der Spielerei bei den ernsthaftesten Dialogen aufgefallen, die man einem Neueren nicht hingehen ließe. Aber den Alten kleidet sie doch, wenigstens verderbt sie die Stimmung keineswegs und hilft noch einigermaßen, dem Gemüth bei pathetischen Scenen eine gewisse Aisance und Freiheit mitzutheilen. Eine Unart scheint sie mir aber doch zu seyn und also nicht weniger als Nachahmung zu verdienen.
Ich freue mich auf Meyer’s Niobe und bin begierig sie mit Ihrer Abhandlung über Laokoon zu vergleichen. Diesen sende ich Ihnen, da Sie ihn neulich verlangten, hier zurück.
Schlegel hör’ ich hat Hoffnung hier eine Professur zu erhalten? Sein Athenäum erhielt ich eben, hab’s aber noch nicht ansehen können.
Freilich hat mir der Edle von Retzer seine Verse auch zurückgelassen, die den ganzen Mann vollends fertig machen.
Paulus unterbricht mich eben. Leben Sie recht wohl.
Sch.
H 471 | S 465 | B 465
Weimar, den 12. Mai 1798
Ihr Brief hat mich, wie Sie wünschen, bei der Ilias angetroffen, wohin ich immer lieber zurückkehre, denn man wird doch immer, gleich wie in einer Montgolfiere, über alles Irdische hinausgehoben und befindet sich wahrhaft in dem Zwischenraume in welchem die Götter hin und her schwebten. Ich fahre im Schematisiren und Untersuchen fort, und glaube mich wieder einiger Hauptpässe zu meinem künftigen Unternehmen bemächtigt zu haben. Die Ausführung wäre ganz unmöglich, wenn sie sich nicht von selbst machte, so wie man keinen Acker Weizen pflanzen könnte, da man ihn doch wohl säen kann. Ich sehe mich jetzt nach dem besten Samen um und an Bereitung des Erdreichs soll es auch nicht fehlen; das Übrige mag denn auf das Glück der Witterung ankommen.
Das Wichtigste bei meinem gegenwärtigen Studium ist daß ich alles Subjective und Pathologische aus meiner Untersuchung entferne. Soll mir ein Gedicht gelingen, das sich an die Ilias einigermaßen anschließt, so muß ich den Alten auch darin folgen worin sie getadelt werden, ja ich muß mir zu eigen machen was mir selbst nicht behagt; dann nur werde ich einigermaßen sicher seyn Sinn und Ton nicht ganz zu verfehlen. Mit den zwei wichtigen Punkten, dem Gebrauch des göttlichen Einflusses und der Gleichnisse, glaube ich im Reinen zu seyn, wegen des letzten habe ich wohl schon etwas gesagt. Mein Plan erweitert sich von innen aus und wird, wie die Kenntniß wächst, auch antiker. Ich muß nur alles aufschreiben damit mir bei der Zerstreuung nichts entfallen kann.
Die nächste Zeit, die ich bei Ihnen zubringe, soll alles schon weiter rücken und einige Stellen, von denne ich am meisten gewiß zu seyn glaube, will ich ausführen.
Es war nicht uninteressant mich einige Tage mit der Zauberflöte abzugeben und die Arbeit die ich vor drei Jahren angefangen hatte, wieder aufzunehmen und durchzukneten. Da ich nur handelnd denken kann, so habe ich dabei wieder recht artige Erfahrungen gemacht, die sich sowohl auf mein Subject, als aufs Drama überhaupt, auf die Oper besonders und am besondersten auf das Stück beziehen. Es kann nicht schaden es endlich auch in Zeiten mittlerer Stimmung durchzuführen.
Der Herzog ist noch nicht wieder von Leipzig zurück.
Thouret ist noch nicht hier, meine Abwesenheit bleibt also noch einige Tage ausgesetzt, lange aber werde ich nicht verweilen: denn da ich um Johanni wieder hier seyn muß und dießmal wenigstens vier Wochen bei Ihnen zuzubringen wünsche, so darf ich nicht zaudern.
Krüger ist ein entsetzlicher Windbeutel. Sein Ballet soll nicht übel seyn; hier zu spielen wird er schwerlich die Erlaubniß erhalten, es sey denn nur auf einigemal.
Der Edle von Retzer war eine Erscheinung, die man mit Augen gesehen haben muß wenn man sie glauben soll. Hat er Ihnen denn auch sein Gedicht an Gleimen vorgelegt?
Unger hat mir beiliegende neue Schriftprobe geschickt und verlangt daß ich ihm etwas in diesem kleinen Format zu drucken geben soll. Ich weiß jetzt gar nichts und das dringendste Bedürfniß wird immer der Almanach bleiben.
Leben Sie recht wohl und grüßen Ihre liebe Frau.
Möchten Sie doch auch Stimmung finden in Ihren Arbeiten weiter zu rücken! Ich will indeß suchen die reisefertigen Tage so gut als möglich zu benutzen.
G.
H 470 | S 464 | B 464
Jena, den 11. Mai 1798
Das Wetter hält sich noch immer gut und so erwacht auch nach und nach wieder die Neigung und die Stimmung zur Arbeit bei mir. Übrigens aber ist die Heiterkeit des Frühjahrs der düstern Schwere eines fünften Actes an einem Trauerspiel nicht eben förderlich, ob sie gleich im ganzen den poetischen Geist weckt, der zu allem gut ist.
Daß Sie sich durch die Oper nur nicht hindern lassen, an die Hauptsache recht ernstlich zu denken! Die Hauptsache ist zwar freilich immer das Geld, aber nur für den Realisten von der stricten Observanz. Ihnen aber muß ich den Spruch zu Herzen führen: Trachtet nach dem was droben ist, so wird euch das übrige alles zufallen.
Wenn Sie zu der Fortsetzung der Zauberflöte keinen recht geschickten und beliebten Componisten haben, so setzen Sie sich, fürchte ich, in Gefahr, ein undankbares Publicum zu finden; denn bei der Repräsentation selbst rettet kein Text die Oper, wenn die Musik nicht gelungen ist, vielmehr läßt man den Poeten die verfehlte Wirkung mit entgelten.
Ich bin neugierig, womit Sie die Abhandlungen für das Publicum zu würzen gedenken.
Ob es nicht anginge daß Sie die kleinen Aufsätze über Kunst, die Sie vor acht Jahren in den Merkur eingerückt, dieser Sammlung einverleibten? Sie vermehren die Mannigfaltigkeit, machen die Masse etwas größer, und ich weiß daß sie schon damals, als sie im M. erschienen, ein lebhaftes Interesse erregt haben.
Wir haben in dieser Woche auch verschiedene Divertissements, die ich zwar nur von Hörensagen kenne. Gestern gab ein junger Fränzl aus Mannheim ein Concert auf der Violine, und heut Abend wird Herr Bianchi, dessen Existenz Ihnen wohl bekannt ist, ein Intermezzo geben. Krüger, der ehemals in Weimar engagirt war, ist mit ihm associirt; sie machen erschrecklichen Wind, scheinen aber doch viel Geld einzunehmen. Wie ich höre, so hat der Herzog die Truppe, die jetzt in Eisenach ist, nach Weimar eingeladen, sobald die Theatergesellschaft von da weg seyn wird. Ich wäre doch wirklich begierig auf die Ballette, die sehr gerühmt werden.
Wenn Sie auf den Sonntag oder Montag hier seyn können, so denke ich sollen Sie Cotta noch treffen. Ich habe ihn zwar auf morgen erwartet, aber da er nicht geschrieben, so wird er wohl später hier seyn.
Zur Geisterinsel wünsche ich viel Glück. Hier sagte mir Herr Bianchi, daß die Hauptstärke nicht im Gesang sondern im Accompagnement liege, welches freilich nicht zu loben wäre.
Leben Sie recht wohl. Meine Frau erwartet Sie, so wie ich, mit Verlangen.
Sch.
H 469 | S 463 | B 463
Weimar, den 9. Mai 1798
Zu Ihrer Gartenwohnung wünsche ich Ihnen Glück, die Jahrszeit wie die Witterung ist außerordentlich schön und ich hoffe Sie bald auf Ihrem Grund und Boden zu besuchen.
Den Verlust der vergangnen Tage konnten mir nur die Ifflandischen Abende ersetzen. Es ist übrigens für unser einen mit der Gesellschaft immer eine traurige Sache, man erfährt was, aber man lernt nichts, und was wir am meisten, ja einzig brauchen: Stimmung wird nicht gegeben, vielmehr zerstört.
Lust zu einer Arbeit hat mir Iffland zurückgelassen. Er erfuhr daß ich an einem zweiten Theil der Zauberflöte gearbeitet hatte und bezeigte den Wunsch das Stück für das Berliner Theater zu besitzen, mit einiger Lebhaftigkeit, sowohl gegen mich als andere. Darüber ist mir der Gedanke wieder lebhaft geworden, ich habe die Acten wieder vorgenommen und einiges dran gethan. Im Grunde ist schon so viel geschehen daß es thöricht wäre die Arbeit liegen zu lassen, und wäre es auch nur um des leidigen Vortheils willen, so verdient doch auch der eine schuldige Beherzigung, um so mehr als eine so leichte Composition zu jeder Zeit und Stunde gearbeitet werden kann, und doch noch überdieß eine Stimmung zu was besserm vorbereitet.
Herr Thouret bleibt noch immer aus, da wir schon hofften daß er mit Cotta kommen würde, und ich wünsche mich sobald als möglich zu Ihnen hinüber zu begeben, wenn die Tage fliehen ungenutzt hinweg und man weiß nicht wo sie hinkommen. Bei dem vielen Zeug das ich vorhabe würde ich verzweifeln, wenn nicht die große Ordnung, in der ich meine Papiere halte, mich in den Stand setzte zu jeder Stunde überall einzugreifen, jede Stunde in ihrer Art zu nutzen und eins nach dem andern vorwärts zu schieben.
Meyer hat seine Abhandlung über die Familie der Niobe vollendet, die sehr lobenswürdig ist; ich bringe sie mit. Er ist zufrieden daß wir seine Abhandlung über die Wahl der Gegenstände nach unserer Überzeugung modificiren, und auch vielleicht in Stellung der Argumente nach unserer Art zu Werke gehen. Wir lesen sie vielleicht nochmals zusammen durch, und dann wird ihr mit wenigem geholfen seyn. Er ist gegenwärtig an den Rafael’schen Werken und wird immer so weiter gehen. Ich sehe schon ein paar Bändchen in kurzem vor mir. Womit wir zum Troste des Buchhändlers diese ernsten und, nach unserm Begriff, guten Aufsätze würzen wollen, damit sie, wo nicht belohnt, doch wenigstens vergeben werden, sollen Sie erfahren wenn ich komme. Für diesmal leben Sie wohl, ich erwarte Herrn von Retzer und bin neugierig wie sich die K. K. Büchercensur in Weimar ausnehmen wird.
Leben Sie recht wohl mit Ihrer lieben Frau und Kindern und genießen der schönen Morgen und Abende.
G.
H 468 | S 462 | B 462
Jena, den 8. Mai 1798
Ich hab’ es bei gestern unsichern Wetter gewagt, meinen Auszug in den Garten zu halten, und es ist mir nach Wunsch gelungen. Nun sitze ich endlich wieder hier in meinem ländlichen Eigenthum, die Besuche haben sich aber zufällig so gehäuft, daß ich in diesen zwei Tagen mehr Geräusch erfahren habe als den ganzen Winter.
Einen darunter, einen Joseph v. Retzer aus Wien, haben Sie vielleicht auch gesehen, denn er ist nach Weimar gereist. Ein klägliches Subject, das aber durch die Erinnerung an ein bereits vergessenes Zeitalter einigermaßen merkwürdig wird. Einen Herrn Professor Morgenstern aus Halle, der neulich hier war, haben Sie bei sich gehabt, wie mir meine Frau sagt. Dieß ist eine Woltmann ähnliche Natur, auch so kokett und elegant in seinen Begriffen, und der die philosophisch kritische Currentmünze ganz gut inne hat. Ein gewisser Eschen, ein Schüler von Voß, den dieser voriges Jahr an mich empfohlen, ist seinem alten Abgott und Lehrer ganz untreu geworden, und findet jetzt sehr viel an ihm zu tadeln. Das Schlegel’sche Haus hat diesen jungen Herrn in die Mache genommen, und ihn Voßen entführt. Ich fürchte daß er sich bei seiner Glaubensveränderung schlecht verbessert hat. Voß hat im Sinn, seiner Louise neue Idyllen anzureihen, er scheint diesen Stoff auch für einen Faden ohne Ende zu halten, dazu möchte aber auch eine Imagination gehören, die kein Ende nimmt.
Ich gratuliere Ihnen zu dem vorgerückten Faust. Sobald Sie bei diesem Stoff nur erst bestimmt wissen, was noch daran zu thun ist, so ist er so gut als gemacht, denn mir schien immer das Unbegränzbare das Schwierigste dabei zu seyn. Ihre neuliche Bemerkung, daß die Ausführung einiger tragischen Scenen in Prosa so gewaltsam angreifend ausgefallen, bestätigt eine ältere Erfahrung die Sie bei der Mariane im Meister gemacht haben, wo gleichfalls der pure Realism in einer pathetischen Situation so heftig wirkt, und einen nicht poetischen Ernst hervorbringt: denn nach meinen Begriffen gehört es zum Wesen der Poesie, daß in ihr Ernst und Spiel immer verbunden seyen.
Leben Sie recht wohl. Ich freue mich nicht wenig auf Ihr Hierseyn, wo, hoffe ich, vieles zur Sprache kommen und sich weiter entwickeln soll.
Meine Frau grüßt Sie bestens.
Sch.
H 467 | S 461 | B 461
Weimar, den 5. Mai 1798
Iffland hat nun gestern mit dem Amtmann in der Aussteuer geschlossen, nachdem er mir in dem Laufe seiner Vorstellungen gar manches zu denken gegeben, das im Ganzen mit dem was Sie äußern übereinstimmt. Wir werden darüber manches zu sprechen haben.
Wegen des Wallensteins weiß ich Ihnen nicht zu rathen, ob ich gleich selbst glaube daß, in Betracht Ihrer Art zu arbeiten, des Stücks so weit ich es kenne und der äußern Umstände, Ihr Vorsatz den Sie mir äußern wohl der beste seyn möchte. Niemand kann zwei Herren dienen, und unter allen Herren würde ich mir das Publikum, das im deutschen Theater sitzt, am wenigsten aussuchen. Ich habe es bei dieser Gelegenheit abermals näher kennen gelernt.
Ich habe fast keinen andern Gedanken als mich mit den Homerischen Gesängen, sobald ich zu Ihnen komme, näher zu befreunden; ein gemeinschaftliches Lesen wird die beste Einleitung seyn.
Meinen Faust habe ich um ein gutes weiter gebracht. Das alte noch vorräthige höchst confuse Manuscript ist abgeschrieben und die Theile sind in abgesonderten Lagen nach den Nummern eines ausführlichen Schemas hinter einander gelegt; nun kann ich jeden Augenblick der Stimmung nutzen, um einzelne Theile weiter auszuführen und das Ganze früher oder später zusammenzustellen.
Ein sehr sonderbarer Fall erscheint dabei: Einige tragische Scenen waren in Prosa geschrieben, sie sind durch ihre Natürlichkeit und Stärke im Verhältniß gegen das andere ganz unerträglich.
Ich suche sie deswegen gegenwärtig in Reime zu bringen, da denn die Idee wie durch einen Flor durchscheint, und die unmittelbare Wirkung des ungeheueren Stoffes gedämpft wird.
Leben Sie recht wohl. Von der Witterung sagen uns die guten Barometer nur immer das nächst Bevorstehende; freilich sollte man glauben daß nun eine Regenzeit eintreten müsse, doch wer will das voraussagen!
Fichte hat mir den zweiten Theil seines Naturrechts geschickt. Ich habe aus der Mitte heraus einiges gelesen und finde vieles auf eine beifallswürdige Art deducirt, doch scheinen mir praktischem Skeptiker bei manchen Stellen die empirischen Einflüsse noch stark einzuwirken. Es geht mir hier wie ich neulich von den Beobachtungen sagte: nur sämmtliche Menschen erkennen die Natur, nur sämmtliche Menschen leben das Menschliche. Ich mag mich stellen wie ich will, so sehe ich in vielen berühmten Axiomen nur die Aussprüche einer Individualität, und grade das was am allgemeinsten als wahr anerkannt wird ist gewöhnlich nur ein Vorurtheil der Masse, die unter gewissen Zeitbedingungen steht, und die man daher eben so gut als ein Individuum ansehen kann. Leben Sie wohl und lieben mein liebendes Individuum trotz allen seinen Ketzereien.
G.
H 465/466 | S 460 | B 460
Jena, den 4. Mai 1798.
Meine Frau hat mir von Ihrer freundschaftlichen Aufnahme, von der bunten lebhaften Gesellschaft bei Ihnen und von Iffland’s lustigem Apotheker sehr viel zu erzählen und zu rühmen gewußt. In solchen närrischen Originalen ist es eigentlich wo mich Iffland immer entzückt hat; denn das Naturell thut hier so viel, alles scheint augenblicklicher Einfall und Genialität; daher ist es unbegreiflich, und man wird zugleich erfreut und außer sich gesetzt. Hingegen in edeln, ernsten und empfindungsvollen Rollen bewundre ich mehr seine Geschicklichkeit, seinen Verstand, seinen Calcul und Besonnenheit. Hier ist er mir immer bedeutend, planvoll, und beschäftigt und spannt die Aufmerksamkeit und das Nachdenken, aber ich kann nicht sagen, daß er mich in solchen Rollen eigentlich entzückt oder hingerissen hätte, wie von weit weniger vollkommenen Schauspielern geschehen ist; daher würde er mir, für die Tragödie, kaum eine poetische Stimmung geben können.
Ich weiß kaum wie ich es mit Schrödern halten soll, und bin beinahe entschlossen, die ganze Idee von der Repräsentation des Wallensteins fallen zu lassen. So zeitig mit der ganzen völligen Ausführung fertig zu werden, daß er den Wallenstein im September oder Anfangs Octobers spielen kann, ist nicht möglich: denn Schröder muß, nach seiner eignen Erklärung gegen Böttiger, mehrere Monate zum Einlernen einer solchen Rolle haben, und würde also das Stück in der Mitte des Julius spätestens haben müssen. Bis dahin könnte ich zur Noth zwar eine Skizze des Ganzen die für das Theater hinreichte fertig bringen, aber diese eilfertige und auf einen äußern Zweck gerichtete Art zu arbeiten, würde mir die reine Stimmung für eine ruhige Ausführung verderben. Dazu kommt daß selbst bei Schröder’s Anwesenheit einige Hauptrollen im Stück gar zu sehr verunglücken würden, dem ich mich lieber nicht aussetzen will. Wie Sie selbst schreiben, so sind die guten Schauspieler nur, und im glücklichsten Fall, passive Kanäle oder Referenten des Texts, und das wäre mir doch um meine zwei Piccolomini’s und meine Gräfin Terzky besonders leid. Ich denke daher meinen Gang frei und ohne bestimmte Theaterrücksichten fortzusetzen und mir wo möglich die Stimmung zu bewahren. Ist der Wallenstein einmal fertig und gedruckt, so interessirt er mich nicht mehr, und alsdann kann ich auf so etwas eher denken.
Daß wir Sie nun bald wieder hier haben werden freut mich sehr. Es wäre wohl nicht übel, wenn wir bei Ihrem nächsten Hierseyn den Homer zusammen läsen. Die schöne Stimmung nicht zu rechnen, die Ihnen das zu Ihrer Arbeit gäbe, würde es uns auch die schönste Gelegenheit zu einem Ideenwechsel darbieten, wo das Wichtigste in der Poesie nothwendig zur Sprache kommen müßte. So setzten wir’s alsdann künftig mit den Tragikern und andern fort.
Ich bin noch in der Stadt und werde bei dem gegenwärtig zweifelhaften Wetter erst abwarten, eh ich ausziehe. Wenn Ihr Barometer mir etwas Bestimmtes prognosticiren kann, so will ich mich darnach richten.
Meine Frau grüßt Sie auf’s beste. Leben Sie recht wohl.
Sch.
H 464 | S 459 | B 459
Weimar, den 2. Mai 1798
Iffland fährt fort seine Sache trefflich zu machen und zeichnet sich als ein wahrhafter Künstler aus. An ihm zu rühmen sit die lebhafte Einbildungskraft, wodurch er alles was zu seiner Rolle gehört zu entdecken weiß, dann die Nachahmungsgabe wodurch er das gefundene und gleichsam Erschaffene darzustellen weiß, und zuletzt der Humor, womit er das Ganze von Anfang bis zu Ende lebhaft durchführt. Die Absonderung der Rollen von einander, durch Kleidung, Gebärde, Sprache, die Absonderung der Situationen und die Distinciton derselben wieder in sensible kleinere Theile ist fürtrefflich. Von allem übrigen was wir schon im Einzelnen kennen will ich jetzt schweigen.
Indem er als ein wirkliches Natur- und Kunstgebilde vor den Augen des Zuschauers lebt, so zeigen sich die übrigen, wenn sie auch ihre Sache nicht ungeschickt machen, doch nur gleichsam als Referenten, welche eine fremde Sache aus den Acten vortragen; man erfährt zwar was sich begibt und begeben hat, man kann aber weiter keinen Theil daran nehmen.
Sehr wichtig war mir die Bemerkung daß er die reinste und gehörigste Stimmung beinah durchaus vollkommen zu Befehl hat, welches denn freilich nur durch das Zusammentreffen von Genie, Kunst und Handwerk möglich ist.
Das Publicum ist sich in seiner Assiduität ziemlich gleich. Die Anzahl schwankte bisher zwischen 380 und 430, und es läßt sich voraussehen daß wir keine so starke und keine so geringe Vorstellung haben werden als das vorigemal. Der erhöhte Preis hat nur einen gewissen Cirkel von Zuschauern eingeschlossen. Wir können mit der Einnahme zufrieden seyn und ich freue mich über den ungläubigen Hofkammerrath gesiegt zu haben.
Übrigens habe ich, außer einer ziemlich allgemeinen, reinen Zufriedenheit, nichts Tröstliches von einem besondern Urtheil gehört. Wie wenige verhalten sich gegen den Künstler auch wieder productiv! Dagegen habe ich mitunter einige sehr alberne Negationen vernommen. Morgen erleben wir noch den tauben Apotheker und dann will ich mich der eintretenden Ruhe wieder freuen, ob ich gleich nicht läugnen will daß mir sein Spiel diesmal mehr als das vorigemal Bedürfniß geworden ist. Er hat in jedem Sinne gut auf mich gewirkt, und ich hoffe, wenn ich zu Ihnen hinüber komme, sollen der Mai und Juni gute Früchte bringen.
Ich habe heute keinen Brief von Ihnen erhalten und wünsche nur daß kein Übel Ursache an Ihrem Stillschweigen seyn möge.
Freudn Böttiger brütet, wie ich merke, an einer Didaskalie über Pygmalion. Es wird wahrscheinlich wieder ein sauber Stückchen Arbeit werden.
Eine der lustigsten Begebenheiten unseres Zeitalters kann ich vorläufig nicht verschweigen. Wielanden ist durch ein heimlich demokratisches Gericht verboten worden die Fortsetzung seiner Gespräche im Merkur drucken zu lassen; das nächste Stück wird zeigen ob der gute Alte gehorcht.
Der arme Verfasser des goldnen Spiegels und des Agathons, der zu seiner Zeit Königen und Herren die wundersamsten Wahrheiten sagte, der sich auf die Verfassungen so trefflich verstand, als es noch keine gab, der edle Vorläufer des neuen Reiches muß nun, in den Zeiten der Freiheit, da Herr P. täglich den bloßen Hintern zum Fenster hinaus reckt, da Herr G. mit der liberalsten Zudringlichkeit einem neuen Könige eine unbedingte Preßfreiheit abtrutzt, die Schooskinder seines Alters, die Producte einer Silberhochzeit, gleich namenlosen Liebeskindern, verheimlichen.
Vor vierzehn Tagen ohngefähr kam er nach Weimar, um für diese Productionen, mit denen er sich im Stillen beschäftigt hatte, einiges Lob einzuernten; er las sie in allen Etagen unsers Geschmacks- und Gesellschaftshauses vor und ward mit mäßiger Gleichgültigkeit aufgenommen, so daß er für Ungeduld bald wieder auf’s Land flüchtete; indessen hielt man Rath, und jetzt hör’ ich, ist ihm angekündigt diese Mestizen eines aristodemokratischen Ehebandes in der Stille zu erdrosseln und im Keller zu begraben, denn ausgesetzt dürfen sie nicht einmal werden.
G.
Vorstehendes war geschrieben als ich Ihren lieben Brief erhielt. Möge das gute Wetter Sie bald in den Garten locken und Sie draußen auf’s beste begünstigen.
Über Pygmalion wollen wir methodisch zu Werke gehen; denn wenn man, bei der großen Einigkeit in Grundsätzen, einmal über Beurtheilung einer Erscheinung in Opposition ist, so kommt man gewiß auf schöne Resultate, wenn man sich verständigt.
Ich glaube wir werden bald einig seyn, denn man kann von diesem Monodram nur in so fern sprechen als man die Manier des französischen tragischen Theaters und die rhetorische Behandlung eines tragischen, oder hier eines sentimentalen Stoffs, als zulässig voraussetzt; verwirft man diese völlig, so ist Pygmalion mit verworfen; läßt man sie aber mit ihrem Werthe oder Unwerthe gelten, so kann auch hier Lob und Tadel eintreten. Man kann jeden Manieristen loben und das Verdienst das er hat auseinandersetzen, nur muß ich ihn nicht mit Natur und Styl vergleichen. Das wäre uhngefähr wovon ich ausgehen würde. Ich werde Ihnen erzählen was ich auf die zweimal gesehen habe; am liebsten aber wünsche ich daß Sie Meyern drüber hören, doch wird die ganze Untersuchung vor der Erscheinung der Didaskalie nicht geschlossen werden können.
Wegen Schröder’s kann ich Ihnen weiter nichts agen. Er hat sich in dieser Sache coquet betragen, unaufgefordert einen Antrag gethan, und wie man zugreifen wollte zurückgezogen. Ich nehme es ihm nicht übel, denn jedes Handwerk hat eigene Methoden; ich kann nun aber keinen Schritt weiter thun.
Wahrscheinlich bin ich in zehn Tagen wieder bei Ihnen; es sollte mir lieb seyn Cotta wieder zu sehen.
Die Stelle in der Odyssee scheint sich freilich auf eine der unzähligen Rhapsodien zu beziehen, aus denen nachher die beiden überbliebenen Gedichte so glücklich zusammengestellt wurden. Wahrscheinlich sind jene eben deswegen verloren gegangen, weil die Ilias und Odyssee in eine Ganzes coalescirten. So haben wir unzählige Epigramme verloren, weil man eine Epigrammensammlung veranstaltete; so sind die Werke der alten Rechtslehrer zu Grunde gegangen, weil man sie in die Pandekten digerirte u. s. w. Verzeihen Sie mir diese etwas chorizontische Äußerung, doch scheint mir täglich begreiflicher wie man aus dem ungeheuren Vorrathe der rhapsodischen Genieproducte, mit subordinirtem Talent, ja beinah bloß mit Verstand, die beiden Kunstwerke, die uns übrig sind, zusammen stellen konnte; ja wer hindert uns anzunehmen daß diese Contiguität und Continuität schon durch Forderung des Geists an den Rhapsoden im allerhöchsten Grade vorbereitet gewesen; sogar will ich einmal annehmen daß man nicht alles in die Ilias und Odyssee was wohl hineingepaßt hätte aufgenommen habe, daß man nicht dazu sondern davon gethan habe.
Doch das sind Meinungen über einen Gegenstand über den alle Gewißheit auf ewig verloren ist, und die Vorstellungsart die ich äußere ist mir bei meiner jetzigen Production günstig, ich muß die Ilias und Odyssee in das ungeheure Dichtungsmeer mit auflösen aus dem ich schöpfen will.
Noch ein Wort wegen Schröder’s: nach meiner Überzeugung steht Ihr Wallenstein und seine Hieherkunft in solcher Correlation, daß man eher sagen könnte: schreiben Sie ihn so wird er kommen, als: wenn er kommt, so machen Sie ihn fertig.
Und hiermit leben Sie wohl. Es geht wieder zu einem Frühstück, morgen ist das letzte bei mir, wozu Ihre liebe Frau eingeladen ist, wenn sie zeitig kommt.
Die englische Übersetzung meiner Dorothea, welche Herr Mellish unternommen hat, ist, wie er mir gestern sagte, fertig; er will mir die vier ersten Gesänge zeigen, die er mit hat. Ich selbst kann so was gar nicht beurtheilen, ich will veranlassen daß Schlegel sie zu sehen kriegt, der das Verhältniß beider Sprachen mehr studirt hat. Ich schließe, ob’s gleich noch viel zu sagen gibt.
G.
H 462/463 | S 458 | B 58
Jena, den 1. Mai 1798
Da wir jetzt in den Wonnemonat getreten sind, so hoffe ich auch wieder auf die Gunst der Musen und hoffe daß ich in meinem Garten finden werde, was ich schon lang entbehre. Mit Ende dieser Woche denke ich hinauszuziehen, wenn das Wetter gut bleibt.
Allerdings beklage ich sehr, daß ich dießmal von Iffland’s Vorstellungen gar nichts habe profitiren können; aber da ich diesen Winter und Frühling so viele Zeit verlor und auf einen bestimmten Termin fertig werden will, so muß ich mich in mich selbst zurückziehen und alles was mich sehr nach außen beschäftigt als eine gefährliche Zerstreuung fliehen. Damit tröst’ ich mich über diesen verlornen Genuß, dem ich nicht würde haben widerstehen können, wenn ich gesund gewesen wäre.
Daß Iffland in seinem Pygmalion einen so großen Triumph über meine Erwartung und Vorhersagung davon getragen, ist mir noch nicht begreiflich, und es wird mir schwer selbst Ihnen etwas auf’s Wort zu glauben, was mir den Glauben an meine bestimmtesten Begriffe und Überzeugungen rauben würde. Indessen ist hier nichts mehr zu sagen, da Sie meinen Beweisen a priori ein Factum entgegensetzen können, wogegen ich, da ich selbst es nicht mit bezeugen kann, auch nichts einwenden darf. Übrigens habe ich es lediglich mit Ihrem Urtheil zu thun, denn die übrige öffentliche Meinung kann hier nichts beweisen, da hier nur von objectiven Forderungen die Rede ist und die übrige Welt schon zufrieden ist, wenn sie nur interessirt wird.
Ich wünschte zu erfahren, ob es noch wahrscheinlich ist, daß Schröder diesen Herbst kommt, damit ich mit mir zu Rathe gehen kann, ob der Wallenstein noch bis dahin für das Theater fertig zu machen ist. Daher bitte ich Sie mich wissen zu lassen, ob Sie unterdessen einen Schritt gethan haben. Denn wenn das nicht geschehen ist, so zweifle ich auch ob er diesen Herbst kommt.
Cotta wird vermuthlich in zehn Tagen hieher kommen. Vielleicht schickt es sich daß Sie dann schon hier sind; es wäre doch gut wenn Sie ihn wenigstens hörten und sich Vorschläge machen ließen. Er hat den besten Willen und an Kräften fehlt es ihm keineswegs, etwas Bedeutendes zu unternehmen.
Es ist mir dieser Tage in der Odyssee eine Stelle aufgefallen, welche auf ein Gedicht das verloren gegangen schließen läßt, und dessen Thema der Ilias vorhergeht. Sie steht im achten Buch der Odyssee vom 72 Verse an. Vielleicht wissen Sie mehreres davon.
Möchten Sie nur erst wieder in Ihrer Homerischen Welt leben. Ich zweifle nicht im geringsten, daß Ihnen diesen Sommer und Herbst noch einige Gesänge gelingen werden.
Leben Sie recht wohl. Meine Frau wird auf den Donnerstag nach Weimar kommen, um noch zum Schluß etwas von den Ifflandischen Gaben zu genießen. Sie grüßt Sie auf’s beste.
Sch.
H 461 | S 457 | B 457