723. An Goethe

Weimar, den 19. Januar 1800

Ich sage Ihnen heute nur einen Gruß, da ich im Sinn habe mich zu Hause zu halten und bei meinem Geschäfte zu Haus zu bleiben, welches dieser Tage ein wenig laulicht gegangen ist. Morgen werde ich hören ob Sie den Abend zu Hause sind. Auf den Dienstag nach der Probe habe ich die Schauspieler vom Mahomet zu mir eingeladen.

Leben Sie recht wohl.

Sch.

H 713 | S 712 | B 715

722. An Goethe

Weimar, den 15. Januar 1800

Ich dachte Sie heute Mittag oben beim Herzog zu finden, wo ich eingeladen war und sonst niemand fand. Nach der Tafel ging ich zu meinem Schwager und erfuhr bei meiner Nachhausekunft daß Sie hier gewesen. Ein wirklich einziger Fall in seiner Art, daß Sie mich nicht zu Hause trafen! Ich sage Ihnen heute bloß einen guten Abend, das andere morgen. Gearbeitet ist heute nicht viel worden, weil ich zu spät aufstand. Doch habe ich mich wieder mit dem Macbeth beschäftigt.

Sch.

H 711 | S 711 | B 714

721. An Goethe

[Weimar, den 13. Januar 1800]

Leider bin ich heut in keiner rechten Verfassung, die vorgeschlagene Partie anzunehmen. Ich habe die Nacht nicht geschlafen und bin erst seit zwölf Uhr eingeschlafen*. Der Kopf ist mir auch sehr wüst von der Schlaflosigkeit. Eine lebhafte Beschäftigung mit dem Macbeth, dem ich gestern noch spät nachdachte, hat mich erhitzt. Wir wollen also das zu Besprechende bis morgen versparen, wo ich der Probe mit einem hellern Kopf, als ich heute habe, beizuwohnen hoffe. Leben sie recht wohl.

Sch.

H | S | B

* So H, recte: aufgestanden

720. An Schiller

Weimar, den 13. Januar 1800

Ich komme, mich nach Ihrer Gesundheit zu erkundigen und habe allerlei Vorschläge zu thun.

Möchten Sie wohl mit in’s Schloß kommen? Es ist heute nicht kalt, und es geht keine Luft. Ich würde Sie im Schlitten abholen und Sie würden verschiednes sehen, das Sie interessiren müßte. Wir könnten alsdann wegen des Rests des Tages uns weiter besprechen.

Heute früh war die kleine artige Palmire bei mir, die sich’s wirklich recht angelegen seyn läßt. Wenn es möglich wird ihre klare Natur in den ersten Acten zu verschleiern, so kann es gut werden, für die letztern ist mir nicht bange.

Von Herrn von Wolzogen habe ich die Costums holen lassen, worunter sich manches Brauchbare befindet.

Mündlich mehr, besonders über meine wunderliche Empfindung, da ich heute anfing die Iphigenia zu lesen. Ich bin nicht weit hinein gekommen – doch ich will nicht anfangen zu reden, weil so mancherlei zu sagen ist.

Leben Sie wohl. Ich kann Sie gleich abholen, wie Ihre Antwort zu mir zurückkehrt.

G.

H 710 | S 709 | B 712

719. An Goethe

Weimar, den 11. Januar 1800

Ich bin neugierig zu vernehmen, wie Sie mit der gestrigen Leseprobe zufrieden sind. Da ich erst um halb neun Uhr von dem Thee der Herzogin kam, so wollte ich so spät nicht mehr incommodiren. Wie halten Sie es mit dem heutigen Tag? Ich wollte in die Oper gehen, vielleicht sehe ich Sie dort, oder vorher, wenn Sie an meinem Hause vorbei kommen.

Sch.

H 709 | S 708 | B 711

718. An Goethe

Weimar, den 9. Januar 1800

Es ist mir nicht lieb, daß die Probe um einen Tag später ist, sie wird mit einem Theebesuch, den ich morgen bei der regierenden Herzogin zu machen habe und schon zugesagt, in Collision kommen, und doch wär’ ich gern dabei gewesen.

Mit den Stanzen bin ich noch nicht ganz im Reinen, da ich gestern Abend nicht, wie ich gewünscht hatte, allein war. Eben bin ich daran, und um mich nicht zu unterbrechen, will ich mir die vorgeschlagene Partie auf ein andermal ausbitten. Heute Abend stelle ich mich ein.

Sch.

H 707 | S 707 | B 710

717. An Schiller

Weimar, den 9. Januar 1800

Gestern übereilte ich mich, als ich Sie auf heute zur Leseprobe einlud. Sie ist erst morgen. Mögen Sie den heutigen Abend mit mir allein zubringen, so sind Sie schönstens eingeladen. Wie sieht es mit den Stanzen aus?

Wollten Sie eine Stunde spazieren fahren, so hole ich Sie um zwölf Uhr mit dem Schlitten ab.

G.

H 706 | S 706 | B 709

716. An Schiller

Weimar, den 8. Januar 1800

Ich war eben im Begriff Sie einzuladen, denn es wird mir nicht erfreulich seyn diesen Abend ohne Sie zuzubringen. Doch wünsch’ ich Segen und Gedeihen zum edeln Vorhaben. Ich stecke ein wenig in physicis. Morgen also um halb sechse assistiren Sie wohl bei der Lese Probe.

G.

H 705 | S 705 | B 708

715. An Goethe

Weimar, den 8. Januar 1800

Ich wünsche daß Sie auf unser gestriges Quartett gut geschlafen haben. Heute denke ich mich zu Hause zu halten und einen Versuch zu machen, ob ich meine Stanzen fertig bringen kann, damit wir das Publicum mit geladener Flinte bei dem Mahomet erwarten können. Leben Sie recht wohl. Die Frau grüßt auf’s beste.

Sch.

H 704 | S 704 | B 707

714. An Goethe

[Weimar, den 7. Janunar 1800]

Das Geschäft das Sie heut übernommen, ist nicht begeisternd, ob es gleich etwas Anziehendes für den armen Poeten hat, seine Ideen auch nur so weit versinnlicht zu sehen.

Ich habe heute Ihre Iphigenia durchgesehen und zweifle gar nicht mehr an einem guten Erfolg der Vorstellung. Es braucht nur gar weniges an dem Text zu diesem Gebrauch verändert zu werden, besonders in Hinsicht auf den mythologischen Theil, der für das Publicum in Massa zu kalt ist. Auch ein paar Gemeinsprüche würde ich dem dramatischen Interesse aufzuopfern rathen, ob sie gleich ihren Platz sehr wohl verdienen. Mündlich mehr. Ich werde mich gegen sieben einstellen. Vorher muß ich Hufeland aus Jena erwarten, der sich angemeldet hat. Leben Sie recht wohl.

Sch.

H 708 | S 703 | B 706

713. An Goethe

Weimar, den 6. Januar 1800

Ich werde mit nichten mich versuchen lassen, den vorgestrigen langen Weg noch einmal zu machen, und wenn ich heute Abend nach geendigter Arbeit zu Ihnen kommen darf, so wird es mich sehr erfreuen und erquicken. Ich habe heute angefangen auf den Prolog quaestionis zu denken, und vielleicht schenkt mir der Himmel eine gute Stimmung das Gedicht heute, wo nicht zu beendigen, doch fürs erste die Anlage dazu zu machen.

Wenn Sie es nicht contremandiren, so werde ich mich heute gegen sieben Uhr einstellen.

Sch.

H 703 | S 702 | B 705

712. An Schiller

Weimar, den 6. Januar 1800

Es ist schon drei Uhr und ich habe noch keine Nachricht von Ihnen. Verzeihen Sie mir also, liebster Freund, die Anfrage: ob Sie heute wieder mit den Kranichen, gegen die Jahrszeit, nach Norden ziehen, oder sonst ein Vorhaben ausführen wollen. Auf alle Fälle bitt’ ich um Nachricht, damit ich mich darnach richten könne, wenn ich allenfalls in Versuchung käme Malepartus auf kurze Zeit zu verlassen.

G.

H 702 | S 701 | B 704

711. An Goethe

Weimar, den 5. Januar 1800

Ich wünsche daß Ihnen die gestrigen Helden und Tyrannen gut bekommen seyn mögen; gern hätte ich, wenn es nicht zu spät gewesen wäre, noch etwas von Ihnen gehört. Die Schauspieler haben sich noch recht leidlich herausgezogen, und ich kann nicht läugnen, daß ich mich über die Klarheit, welche in diesem bunten Roman doch noch herrschte, gewundert habe. Die Stimme des hiesigen Publicums wird, wie ich nicht zweifle, überall bestätigt werden und Kotzebue von seinem Caclul Ehre haben.

Lassen Sie mich doch wissen, ob ich Sie heute sehen werde und wie und wann? Meine Frau empfiehlt sich Ihnen schönstens.

Sch.

H 701 | S 700 | B 703

710. An Schiller

Weimar, den 3. Januar 1800

Es ist eine harte Zumuthung, und wenn sie einem von Shakespeare gemacht würde, daß man ein Stück, das morgen aufgeführt werden soll, heute soll vorlesen hören. Fassen Sie sich also auch in diese Gedulds- und Leidensprüfung. Sie treffen mich auf alle Fälle und machen mir um acht Uhr, oder auch später, durch Ihre Gegenwart viel Freude. Ich habe mich diese paar Tage im Stillen auf mehr als eine interessante Weise beschäftigt. Meyer ist recht guten Humors, und es würde uns diesen Abend um recht vergnügt zu seyn nur Ihre Gegenwart fehlen.

G.

H 700 | S 699 | B 702

709. An Goethe

[Weimar, den 3. Janunar 1800]

Ich bin zu der Wiederholung des Kotzebue’schen Stücks bei der Verwittweten Herzogin eingeladen, dem ich mich nicht wohl entziehen konnte, weil ich noch keine Visite dort abgestattet, bleibe aber nicht zum Souper. Wenn ich also um acht Uhr zu Ihnen kommen darf und Sie nicht störe, so lasse ich mich gleich vom Palais dahin tragen. Gestern war ich noch auf dem Ball, blieb aber auch nicht beim Essen, und hätte Sie gern noch besucht, wenn es nicht zu spät gewesen. Leben Sie recht wohl, ich bitte nur um mündliche Antwort.

Sch.

H 699 | S 698 | B 701

708. An Goethe

Weimar, den 2. Januar 1800

Ich hatte diesen Abend darauf gerechnet, Sie im Clubb zu finden, wohin mich mein Schwager eingeladen hat. Wenn Sie aber nicht hineingehen, so bleibe ich vielleicht auch heraus; doch will ich es auf den Augenblick ankommen lassen, und bitte wenigstens nicht auf mich zu rechnen.

Sch.

H 697 | S 697 | B 700

707. An Schiller

Weimar, den 2. Januar 1800

Gestern blieb ich zu lange bei Gore, um noch in die Komödie gehen zu können.

Heute frage ich an wie Sie sich befinden und was Sie diesen Abend vorhaben? Ich bin zu Hause nicht ganz wie ich seyn sollte, aber immer erfreut wenn Sie mich besuchen möchten.

G.

H 698 | S 696 | B 699

706. An Schiller

Weimar, den 1. Januar 1800

Ich war im Stillen herzlich erfreut gestern Abend mit Ihnen das Jahr und da wir einmal Neunundneunziger sind auch das Jahrhundert zu schließen. Lassen Sie den Anfang wie das Ende seyn, und das Künftige wie das Vergangene.

Ich bin heute bei Gore zu Tische, wo man spät wegkommt. Ich werde Sie aber auf alle Fälle in der Oper aufsuchen.

Leben Sie recht wohl und bringen Ihrer lieben Frauen zum neuen Jahr auch die besten Grüße und Wünsche.

G.

H 696 | S 695 | B 698

705. An Goethe

[Weimar, den 1. Januar 1800]

Ich begrüße Sie zum neuen Jahr und neuen Seculum und hoffe zu vernehmen, daß Sie es gesund angetreten haben. Werden Sie in die Oper gehen? So kann ich Sie vielleicht dort sehen, denn ich bin Willens mir heute eine Zerstreuung zu machen. Vohs und Heide waren eben bei mir, sie machen kein groß Rühmen von dem Gustav Wasa und einzelnen Details nach zu urtheilen muß das Stück greuliche Motive enthalten.

Leben Sie recht wohl. Meine Frau sagt Ihnen den schönsten Gruß zum neuen Jahr.

Sch.

H 695 | S 694 | B 697

704. An Goethe

Weimar, den 31. Dezember 1799

Ich beklage Ihre Unpäßlichkeit von Herzen und hoffe Sie werden sie nicht in das neue Jahr mit hinübernehmen. Nach sechs Uhr stelle ich mich ein, zwischen jetzt und dem Abend will ich suchen einen meiner Helden noch unter die Erde zu bringen, denn die Keren des Todes nahen sich ihm schon.

Diesen Vormittag ist mir eine große Lieferung von Papier und andern Sachen zugefertigt werden, die ich Ihrer Güte zu danken habe.

Sch.

H 694 | S 693 | B 696