Weimar, den 31. Dezember 1799
Hier schicke ich ein Exemplar der Propyläen mit der Anfrage, ob Sie wohl heute Abend mich mit Ihrer Gegenwart erfreuen wollen. Ich bin seit gestern nicht recht wohl, und fast befürchte ich daß der kürzeste Tag noch Lust hat mir hinterdrein noch Händel zu machen.
G.
H 693 | S 692| B 695
Weimar, den 30. Dezember 1799
Ich hoffte Sie heute entweder in der Komödie oder nach derselben zu sehen, aber die warme Stube hielt mich zu fest, und bis nach sechs Uhr hatten wir Besuch, daß ich nicht abkommen konnte. Empfangen Sie also noch eine freundliche gute Nacht, und lassen sich das schlafmachende Mittel welches Cotta schickt empfohlen seyn. Meyern, wenn er morgen ausgeht bitte, auf einen Augenblick bei mir einzusprechen.
Sch.
H 692 | S 691 | B 693
Weimar, den 29. Dezember 1799
Ich frage an ob Sie mich heute ein wenig besuchen wollen? Sie können sich in’s Haus bis an die große Treppe tragen lassen, damit Sie von der Kälte weniger leiden. Ein Gläschen Punsch soll der warmen Stube zu Hülfe kommen, ein frugales Abendessen steht nachher zu Befehl.
G.
H 691 | S 690 | B 693
Weimar, den 27. Dezember 1799
Sie lassen sich also heute um zwei Uhr nach Hof tragen, wo wir in dem Zimmer des Herzogs zusammen treffen werden. Den Abend heute bringen Sie wohl bei mir zu.
G.
H 690 | S 689 | B 692
Weimar, den 23. Dezember 1799
Ich dächte Sie entschlössen sich auf alle Fälle um halb neun Uhr zu mir zu kommen. Sie finden geheizte und erleuchtete Zimmer, wahrscheinlich einige zurückgebliebene Freunde, etwas Kaltes und ein Glas Punsch: Alles Dinge die in diesen langen Winternächten nicht zu verachten sind.
G.
H 689 | S 688 | B 691
[Weimar, den 23. Dezember 1799]
Ich hatte gestern Abend den Anschlag gefaßt Sie noch zu besuchen, vertiefte mich aber zu sehr in mein Geschäft und die Stunde wurde versäumt. Weil ich morgen die drei ersten Acte Mellischen lesen will, so war und ist noch in diesen Tagen viel zu thun, was mich zu Hause gehalten; denn nichts ist, wie Sie selbst aus Erfahrung wissen werden, zeitverderblicher als die kleinen Lücken, die man in der Arbeit gelassen, auszustopfen. Sollte Ihnen aber heute Abend nach ausgestandenem Abenteuer noch Lust und Zeit zu einem Gespräch übrig bleiben, so lassen Sie mich’s wissen und ich komme. Leben Sie recht wohl. Die Frau wird Ihre Einladung dankbar benutzen, wenn sie irgend ausgehen kann.
Sch.
H 684 | S 687 | B 690
Weimar, den 23. Dezember 1799
Gestern hoffte ich Sie gegen Abend zu sehen, welches mir aber nicht gelang. Heute kann ich nicht wohl ausgehen und diesen Abend wird Sie das prophetische Übermaß wohl von unsern Cirkeln abhalten. Schicken Sie uns indessen Ihre liebe Frau und schreiben mir ob die Musen günstig sind. Ich befinde mich in einem ganz zerstückelten Leben.
G.
H 688 | S 686 | B 689
Weimar, den 20. Dezember 1799
Wenn Sie mich heute Abend um sechs Uhr besuchen und zu Tische bei mir bleiben mögen, so wird es mir sehr erfreulich seyn.
G.
H 687 | S 685 | B 688
Weimar, den 17. Dezember 1799
Der Herzog und die Herzogin werden heute den Thee bei mir nehmen und der Vorlesung des Mahomets ein, wie ich hoffe, günstiges Ohr leihen. Mögen Sie dieser Function beiwohnen, so sind Sie schönstens eingeladen.
G.
H 686 | S 684 | B 687
Weimar, den 15. Dezember 1799
Da ich Sie gestern nicht in der Komödie gesehen, so wünschte ich zu wissen, wie es heute mit Ihnen steht, und ob Sie etwas Abends ein wenig zu mir kommen möchten.
G.
H 685 | S 682 | B 686
Weimar, den 11. Dezember 1799
Ich danke für das was Sie mir über das Stück sagen wollen. ich bin völlig damit einverstanden. Je weiter man kommt, je weniger gefällt’s.
Ich bin heute bei der Herzogin Mutter zur Tafel, nachher lass’ ich bei Ihnen anfragen ob Sie zu Hause sind.
G.
H 683 | S 681 | B 685
Weimar, den 10. Dezember 1799
Das Stück folgt hier zurück; das beste, was zu seinem Vortheil gesagt werden kann, ist gestern gesagt worden. Je tiefer man in die Handlung hineinkommt, desto schwächer erscheint das Werk. Die Motive sind schwach, zum Theil sehr gemein und plump. Antonius ist gar zu einfältig, und es ergibt sich aus der Vorrede, daß der Dichter diesen Einwurf voraussah, und sonderbar genug sich durch die Zeugnisse der Geschichte entschuldigt glaubte. Cleopatra ist nur widerwärtig, ohne Größe, selbst Octavia begreift man nicht; das Motiv mit den Kindern kommt immer wieder, in jeder Gestalt, und muß die Armuth an andern Mitteln ersetzen.
Es bleibt also bei unserm gestrigen Ausspruch, der rednerische Theil ist brav, der poetische und dramatische insbesondere wollen nicht viel heißen.
Sch.
H 682 | S 680 | B 684
Weimar, den 9. Dezember 1799
Als ich heute frühe ausging, hoffte ich bei Ihnen einzusprechen, es war mir aber nicht möglich. Mittags bin ich bei Hofe und bitte Sie mir zu sagen wie Sie es diesen Abend halten, damit ich mich einrichten kann Sie zu sehen.
G.
H 681 | S 679 | B 683
Weimar, den 7. Dezember 1799
Es war mir sehr erfreulich heute noch von Ihnen zu hören. Die Pole an unserer magnetischen Stange haben sich jetzt umgekehrt und was Norden war ist jetzt Süden. Die Ortsveränderung habe ich übrigens noch nicht viel empfunden, weil es in den ersten Tagen so viel theils in meinem eigenen Hause zu thun gab, theils noch alte Reste von Briefen und andern Expeditionen mabgethan werden mußten, damit ich die neue Existenz auch neu beginnen kann. Nur dem Herzog habe ich mich vorgestern präsentirt und eine Stunde dort zugebracht. Den Inhalt des Gesprächs mündlich.
Die Frau hat sich in diesen fünf Tagen gleichförmig wohl befunden, ohne die geringste Spur der vorigen Zustände; Gott gebe nun daß es auf dem guten Wege bleibe und die eintretenden Perioden kein Recidiv bewirken.
Das bekannte Sonett hat hier eine böse Sensation gemacht und selbst unser Freund Meyer hat die Damenwelt verführt, es in Horreur zu nehmen. Ich habe mich vor einigen Tagen sehr lebhaft dafür wehren müssen. Mich soll es im geringsten nicht befremden, wenn ich hier auch keine andere Erfahrung mache als die des Widerspruchs mit dem Urtheil des Tages.
Den Werth, welchen Eschenburg seiner neuen Ausgabe Shakespeare’s nicht gab, wird nun wohl Schlegel der seinigen zu geben nicht zögern. Dadurch käme gleich ein neues Leben in die Sache und die Leser, die nur auf’s Curiose gehen, fänden hier wieder so etwas wie bei dem Wolfischen Homer.
Fichte ist, wie ich gehört, nun in Jena angelangt, ich bin neugierig ob mit Ihrem Fuhrwerk.
Wenn es nicht eine große Gefälligkeit mißbrauchen heißt, so wünschte ich wohl mich Ihres Geschirres noch einmal bedienen zu dürfen, um alle meine in noch in Jena zurückgebliebene Schränke und andre Sachen noch herüber zu schaffen; denn das hiesige Local fordert solche, und die weibliche Regierung besonders vermißt diese Bequemlichkeiten ungern. Ist es aber auch jetzt nicht sogleich thunlich, so kann es noch einige Wochen damit anstehen.
Mit großem Verlangen erwarte ich Sie morgen.
Leben Sie recht wohl und haben die Güte mich Grißsbachs und Loders freundschaftlich zu empfehlen.
Sch.
H 680 | S 678 | B 682
Jena, den 6. Dezember 1799
Die paar Tage nach Ihrer Abreise habe ich in der beliebten beinahe absoluten Einsamkeit zugebracht. Ein Besuch bei Mellisch, ein Abend bei Loders und eine Vorlesung der Genoveva von Tieck auf meinem Zimmer haben einige Diversion gemacht.
Dem alten englischen Theater bin ich um vieles näher. Malones Abhandlung über die wahrscheinliche Folge in welcher Shakespeare seine Stücke gedichtet, ein Trauer- und ein Lustspiel von Ben Johnson, zwei apokryphische Stücke von Shakespeare und was dran hängt, haben mir manche gute Ein- und Aussichten gegeben.
Wie Eschenburg sich hat entgehen lassen seiner neuen Ausgabe diesen kritischen Werth zu geben, wäre nicht zu begreifen, wenn man nicht die Menschen begriffe. Mit sehr kurzen Einleitungen in jedes Stück, theils historischen theils kritischen, wozu der Stoff schon in der letzten englischen Ausgabe von Malone bereit liegt, und die man mit einigen wenigen Aperçus hätte aufstutzen können, war der Sache ein großer Dienst geleistet und mit dieser Art Aufklärung hätte jedermann denken müssen neue Stücke zu lesen. Wahrscheinlich wird er das, und vielleicht umständlicher als nöthig ist, wie schon vormals geschehen, in einem eigenen Bande nachbringen. Aber wie viele Menschen suchen’s und lesen’s dahinten.
Sie sehen daß ich noch der reinen Jenaischen Ruhe genieße, indem die Weimarische Societätswoge wahrscheinlich schon bis an Sie heranspült. Sonntag Nachmittag lasse ich anfragen wo ich Sie treffe. Leben Sie recht wohl und grüßen die Ihrigen.
G.
H 679 | S 677 | B 681
Weimar, den 4. Dezember 1799
Unsre Reise ist gut von Statten gegangen und meine Frau, die bei Frau von Stein wohnt, hat auf die Troubles des vorigen Tages recht gut geschlafen, ohne eine Spur ihrer alten Zufälle. Der Anfang ist also glücklich gemacht, und ich hoffe das Beste für die Zukunft.
Übrigens habe ich von hiesigen Personen, außer meinen Anverwandten und Frau von Stein, noch niemand zu sehen Zeit gehabt.
Leben Sie recht wohl und kommen Sie nur bald.
Sch.
H 678 | S 676 | B 680
[Jena, den 2. Dezember 1799.]
Ich muß Ihnen heut einen schriftlichen guten Abend sagen, denn meine Packanstalten und übrigen Arrangements werden mich, wie ich befürchte, bis um zehn Uhr beschäftigen. Morgen nach zehn Uhr hoffe ich Sie noch einen Augenblick vor der Abreise zu sehen. Mit der Frau ist es Gott Lob heute gut geblieben. Ich selbst aber besinne mich kaum.
Anbei sende ich was Ihnen gehört. Beiliegende Charten bitte auf Büttner’s Bibliothek zu senden.
Sch.
H 677 | S 675 | B 679
Jena, den 19. November 1799
Die Nacht ist ganz leidlich gewesen, den Tag über aber hat die arme Frau wieder viel mit ihren Einbildungen zu thun gehabt und uns oft sehr betrübt. Etwas zu thun war mir den Vormittag deßwegen ganz unmöglich; ich will versuchen ob mir der Abend einige Stimmung bringt, und Ihnen eine heitere Unterhaltung wünschen.
Die Magdeburger Herren sind Lumpenhunde, sagen Sie dieß Lodern meinetwegen, und daß ich diesem Herrn Rathmann Fritze, an den er mich gewiesen, meine Meinung gestern geschrieben. Die Belege zu meinem Urtheil will ich morgen schicken, da ich jetzt eben die Briefe nicht gleich zur Hand habe.
Hier den zweiten Theil der Conti, den ich mir, sobald sie damit fertig, zurückerbitte. Schlafen Sie recht wohl.
Sch.
H 676 | S 674 | B 678
Jena, den 19. November 1799
Da ich heute Abend zu Loders eingeladen bin, und wenn ich früher käme Sie in Ihrer Arbeit zu stören fürchte, so will ich mich schriftlich nach dem Befinden unserer lieben Kranken erkundigen.
Morgen kommt Geheimderath Voigt. Wenn es Ihnen nicht unangenehm wäre Egloffstein und Milkau in der Gesellschaft zu finden, so sollten Sie uns bei Tische wider willkommen seyn. Wenigstens soll ein Couvert für Sie bereit stehen.
Loder läßt anfragen ob Sie, mit dem Anerbieten der Magdeburger zufrieden, Ihre Stücke dorthin geben wollten? oder ob man den dortigen Theaterfreunden etwas mehr abfordern sollte? Leben Sie recht wohl und schicken mir den zweiten Theil des Prinzeß Conti wenn Sie ihn gelesen haben.
G.
H 675 | S 673 | B 677
Jena, vermutlich Mitte November 1799
Sagen Sie mir doch, mein Bester, wie es mit der lieben Frau steht, und grüßen Sie sie herzlich von mir.
G.
H – | S 682 | B 676
Nicht bei H, zitiert nach S. Datierung nach B.