526. An Goethe

Jena, den 2. Oktober 1798

Ein Besuch von unsern Weimarischen Dichterinnen Amelie Imhof und meiner Schwägerin hinderte mich, der Botenfrau das Gedicht mitzugeben, wozu nur noch ein paar Stunden nöthig sind. Sie sollen es mit der ersten Post erhalten. Ich bin mit der Anlage wohl zufrieden und denke, es wird unsere Absicht erfüllen. Schreiben sie mir mit dem rückgehenden Botenmädchen, ob Sie nichts dagegen haben, wenn ich diesen Prolog noch an den Almanach anflicke. Ich erreiche dadurch mehrere Endzwecke zugleich, der Almanach gewinnt ein nicht unbedeutendes Gedicht mehr, die Zahl meiner Beiträge wird dadurch vermehrt, und der Prolog erhält mehr Verbreitung; denn Ihre Absicht, ihn dem Posselt einzuverleiben wird dadurch keineswegs verhindert. Der Prolog kommt auch darum nicht früher in’s Publicum als recht ist, weil ich vor Ende der nächsten Woche kein Exemplar davon weggebe, und auch alsdann nur diejenigen Exemplare, welche nach Leipzig bestimmt sind, folglich auch erst drei Tage später ausgepackt werden. Fänden Sie an dem Prolog etwas zu ändern, so senden Sie mir einen Expressen, daß ich bei der Correctur des Bogens noch davon Gebrauch machen kann; vielleicht schicke ich ihn morgen selbst durch einen Expressen.

Um Decken und Titelkupfer zum Almanach bitte ich dringend.

Morgen mehr. Leben Sie recht wohl.

Sch.

H 521 | S 516 | B 517

525. An Goethe

[Jena, erste Augusthälft oder Ende September]

Die zwei Brüder meines Schwagers sind auf ihrer Rückreise nach Schlesien hier und werden den Abend hier bleiben. Ich schreibe es Ihnen, wenn Sie vielleicht nicht gern in dieser Gesellschaft sind. Sollten Sie nicht Lust haben, den Abend mit da zu seyn, so sehe ich Sie vielleicht vorher?

Sch.

H 520 | S 513 | B 516

524. An Goethe

Jena, den 29. September 1798

Ich beklage daß wir Sie heute nicht sehen sollen. Bei dem trüben Himmel ist das Gespräch noch der einzige Trost. Ich will suchen meinen Beitrag zum Prolog, den ich angefangen, zu beendigen, daß ich ihn Ihnen morgen Mittag vorlegen kann. Die Geschichte des dreißigjährigen Kriegs sollen Sie binnen einer halben Stunde erhalten.

Leben Sie recht wohl. Unterhalten Sie sich bei dem Drama aus dem siebenjährigen Krieg so gut Sie können.

Sch.

H 519 | S 515 | B 515

523. An Schiller

Jena, den 29. September 1798

Durch gegenwärtigen Boten wünschte ich Ihre Geschichte des dreißigjährigen Kriegs zu erhalten, um sie, sowohl zum Anfangsliede, als sonst zu mancherlei nutzen zu können. Heute Abend komme ich nicht, denn ich will noch bis es dunkel wird in Wallensteins Lager verweilen, und dann die modern-antiken Preußen und Sachsen auf dem Jenaischen Theater beschauen. Ich kann der Versuchung nicht widerstehen.

Morgen Mittag, wenn Sie es erlauben, bin ich Ihr Gast, um noch manches durchzureden. Leben Sie recht wohl.

G.

H 518 | S 514 | B 514

522. An Goethe

Jena, den 21. September 1798

Ich habe vorgestern keinen Brief von Ihnen erhalten und hoffe, daß es nichts zu bedeuten hat. Nachdem ich eine Woche bei Ihnen zugebracht, ist es mir ganz ungewohnt so lange nichts von Ihnen zu hören.

Eine schlaflose Nacht die ich heute gehabt und die mir den ganzen Tag verdorben, hat mich verhindert den Prolog noch für heute zu expediren; überdieß hat der Abschreiber mich sitzen lassen. Ich denke, in der Gestalt, die er jetzt bekommt, soll er als ein lebhaftes Gemälde eines historischen Moments und einer gewissen soldatischen Existenz ganz gut auf sich selber stehen können. Nur weiß ich freilich selber nicht, ob alles, was ich dem Ganzen zu lieb darin aufnehmen mußte, auch auf dem Theater wird erscheinen dürfen. So ist z. B. ein Capuziner hinein gekommen, der den Kroaten predigt, denn gerade dieser Charakterzug der Zeit und des Platzes hatte mir noch gefehlt. Es liegt aber auch nichts dran, wenn er von dem Theater wegbleibt.

Humboldt hat geschrieben und empfiehlt sich Ihnen. Ihren Brief nebst dem Gedicht hat er erhalten und wird Ihnen ehstens antworten; mit unseren Arrangements mit seinem Werk ist er wohl zufrieden[, aber er hat keine rechte Zuversicht zu seinem Werke, seine natürliche Furchtsamkeit kommt noch dazu, daß er der wirklichen Erscheinung mit einer gewissen Bangigkeit entgegensieht. Er hat auch Vieweg empfohlen nur 500 Exemplare abziehen zu lassen, worin ihm dieser hoffentlich nicht willfahren wird; denn ich zweifle nicht sowohl daran, daß man die Schrift nicht kauft, als daß man sie liest. Kaufen wird man sie schon des Gedichtes wegen]*. Er schreibt auch ein paar Worte von Retif, den er persönlich kennt, aber nichts von seinen Schriften. Er vergleicht sein Benehmen und Wesen mit unserm Richter, die Nationaldifferenz abgerechnet; mir scheinen sie sehr verschieden.

Um auf meinen Prolog zurückzukommen, so wäre mir’s lieb, wenn ein anderes passendes Stück und keine Oper damit könnte verbunden werden; denn ich muß ihn mit vieler Musik begleiten lassen, er beginnt mit einem Lied und endigt mit einem; auch in der Mitte ist ein klein Liedchen, er ist also selbst klangreich genug, und ein ruhiges moralisches Drama würde ihn also wahrscheinlich am besten herausheben, da sein ganzes Verdienst bloß Lebhaftigkeit seyn kann.

Leben Sie recht wohl. Ich warte mit Verlangen auf Nachricht von Ihnen. Meyern viele Grüße, er möchte sich doch des Bechers erinnern.

Sch.

* Nicht bei H

H 517 | S 512 | B 513

521. An Schiller

Weimar, den 21. September 1798

In meinem Briefe habe ich vergessen zu sagen, daß wir gutes Schweizerpapier brauchen zum Abdruck des Titelkupfers in den Almanach. Hier findet sich’s nicht. Hertel hat gewiß welches. Wir bitten solches bald zu schicken.

G.

H 516 | S 511 | B 512

520. An Schiller

Weimar, den 21. September 1798

Mittwochs war ich in Roßla und fand Ihren Brief gestern bei meiner Wiederkehr. Ich wünsche daß Sie bei Ihrer Arbeit fühlen mögen, welchen guten Eindruck auf uns Sie zurückgelassen. Ein Monument einer so besondern Geistesthätigkeit, als Ihr Wallenstein ist, muß jeden in thätige Stimmung versetzen, wer derselben nur einigermaßen fähig ist. Nehmen Sie Ihr ganzes Wollen zusammen, um das Werk nur erst auf unser Theater zu schieben, Sie empfangen es von dorther gewiß geschmeidiger und bildsamer als aus dem Manuscripte, das Ihnen schon zu lange vor den Augen fixirt steht. Sie sind schon so weit daß nach meiner Einsicht ein solcher Versuch nur Nutzen bringen kann.

Was Sie an dem Prolog noch thun wollen muß ich sehr billigen. Ich erwarte ihn mit Verlangen, und wir wollen über die fernere Taktik alsdann zusammen conferiren.

Heute nichts weiter. Hierbei folgen die Schlüssel. Das Gedicht kann wohl unter dem allgemeinen Titel: Stanzen hingehen.

Leben Sie recht wohl, wir grüßen Sie und Ihre liebe Frau auf’s beste.

G.

H 515 | S 510 | B 511

519. An Goethe

Jena, den 18. September 1798

Ich habe mich gleich nach meiner Zurückkunft an den Prolog gemacht und ihn noch einmal aus der Rücksicht daß er für sich allein stehen soll, betrachtet. Hiebei ergab sich nun, daß um ihn zu diesem Zweck geschickter zu machen, zweierlei geschehen muß:

  1. muß er als Charakter- und Sittengemälde noch etwas mehr Vollständigkeit und Reichthum erhalten, um auch wirklich eine gewisse Existenz zu versinnlichen, und dadurch wird auch das
  2. erreicht, daß über der Menge der Figuren und einzelner Schilderungen dem Zuschauer unmöglich gemacht wird, einen Faden zu verfolgen und sich einen Begriff von der Handlung zu bilden, die darin vorkommt.

Ich sehe mich also genöthigt noch einige Figuren hinein zu setzen, und einigen die schon da sind etwas mehr Ausführung zu geben; doch werde ich unser Weimarisches Personale immer vor Augen haben. Auf den Sonnabend sollen Sie den Prolog erhalten.

Cotta schreibt mir, daß ihm der Herzog ein neues Zeitungsprivilegium gegeben, und daß er durch Verlegung des Zeitungscomptoirs nach Stuttgart gegen 3500 fl. erspare. Ob Posselt auch diese neue Zeitung herausgibt, schreibt er nicht, doch zweifle ich nicht daran. Er scheint einmal sein ganzes Heil in diese Zeitungsfabrikation zu setzen.

Ich lege hier wieder einen Bogen bei. Wenn es Ihnen recht ist, so will ich Ihr Gedicht an die Herzogin bloß: Stanzen überschreiben.

Noch einmal meinen besten Dank für alles was Sie mir in Weimar Schönes und Gutes erwiesen. Sobald der Prolog weg ist, werde ich an nichts anders mehr denken als das Stück für’s erste in dem Theatersinne zu vollenden, und werde von Ihren Rathschlägen und Bemerkungen allen Gebrauch machen der mir möglich ist.

Meyern grüße schönstens. Zugleich bitte ich ihn, einen größern und zwei kleinere Schlüssel, die ich in meiner Commode oder sonst irgendwo habe liegen lassen, zu suchen und mir durch die Botenfrau zu schicken.

Leben Sie recht wohl. Meine Frau empfiehlt sich auf’s beste.

Sch.

H 514 | S 509 | B 510

518. An Goethe

Jena, den 9. September 1798

Es thut mir leid, daß ich am Samstag mein Kommen bestimmt und wieder nicht gehalten habe, aber ich bin sehr unschuldig, denn ich habe in den vier letzten Tagen zwei Nächte ganz schlaflos zugebracht, welches mich sehr angegriffen. Ein eigenes Unglück ist es doch, daß mir dieses gerade in diesen Tagen zum erstenmal wieder begegnen mußte, nachdem ich den ganzen Sommer davon frei gewesen bin. Jetzt habe ich den Muth verloren, etwas festes über mein Kommen zu beschließen, doch wenn ich diese Nacht schlafen kann und mich ein wenig erhole, komme ich morgen doch. Indessen sende ich den Lyonet, damit Sie in Ihren Geschäften durch mich nicht aufgehalten werden mögen. Leben Sie recht wohl.

Sch.

H 513 | S 508 | B 509

517. An Goethe

Jena, den 7. September 1798

Ich lege mich mit dem festen Vorsatz nieder morgen zu Ihnen hinüberzufahren. Für den Almanach habe ich mein Geschäft geschlossen; das letzte Gedicht bringe ich mit. Jetzt muß ich eilen, den kleinen Rest der guten Jahrszeit und meines Gartenaufenthalts für den Wallenstein zu benutzen: denn wenn ich meine Liebesscenen nicht schon fertig in die Stadt bringe, so möchte mir der Winter keine Stimmung dazu geben, da ich einmal nicht so glücklich bin, meine Begeisterung im Kaffe zu finden.

Das Buch von Lenz, so wie auch das bessere Papier zu den Decken bringe ich mit. Ich hoffe diesem Brief bald zu folgen. Leben Sie recht wohl.

Sch.

H 512 | S 507 | B 508

516. An Schiller

Weimar, den 6. September 1798

Wir haben Sie mit Sehnsucht erwartet, und was den Schnupfen betrifft, so hätten Sie ihn, nach unsers Fürsten erprobter Theorie, eben dadurch curirt, wenn Sie sich der Luft ausgesetzt hätten.

Mich hält das Theater fest, bei dessen Bau und Einrichtung alle Tage etwas zu ordnen vorkommt, sonst wäre ich schon wieder zu Ihnen hinüber gekommen.

Hiebei liegt das Gedicht an die Herzogin; finden Sie nun aber auch einen Titel dazu!

Das kleine Lied das ich zurückschicke ist allerliebst, und hat vollkommen den Ton der Klage.

Ich habe in den Bogen des Almanachs, die ich besitze, drei, nicht unbedeutende Druckfehler gefunden.

Seite 20 vorletzte Zeile, gerecht statt gereicht;
  „       27 im Matthissonischen Gedicht, zweiter Pentameter, Singt statt Siegt;

der dritte fällt mir gegenwärtig nicht ein.

Wegen des Umschlags wollten wir gerne mündlich sprechen. Haben Sie nur die Güte sobald als möglich das bessere Papier herüber zu schicken, damit wir es können färben und die Exempalre drucken und malen lassen.

Der Umschlag zu den Propyläen ist auch fertig geworden; Sie sehen einen Probedruck aus der Beilage. Was für mechanische Schwierigkeiten dabei zu überwinden waren, und noch sind, ließ sich gar nicht voraussehen. Indessen hat sie der ächt deutsche Geist unsers Facius mit aller Treue bekämpft, und ich hoffe noch manchen Spaß davon zu erleben.

Ich habe in allen meinen Papieren herumgedacht und finde nichts, womit ich Ihnen zum Almanach zu Hülfe kommen könnte. Noch zu der Voigtischen Hochzeit hatte ich ein Gedicht ganz disponirt, das leider nicht fertig ward, und selbst im Almanach würde es noch immer zur rechten Zeit kommen. Aber woher die Stimmung nehmen!?!?

Denn da hat mir neulich Freund Richter ganz andere Lichter aufgesteckt, indem er mich versicherte (zwar freilich bescheidentlich und in seiner Art sich auszudrücken), daß es mit der Stimmung Narrenspossen seyen, er brauche nur Kaffee zu trinken, um, so grade von heiler Haut, Sachen zu schreiben, worüber die Christenheit sich entzücke.

Dieses und seine fernere Versicherung: daß alles körperlich sey, lassen Sie uns künftig zu Herzen nehmen, da wir denn das Duplum und Triplum von Productionen wohl an das Tageslicht fördern werden.

Übrigens wird dieser edle Freund sich künftigen Winter gleichfalls in Weimar niederlassen, und hat schon ein Quartier über unserer kleinen Matizek gemiethet. Ich bin recht neugierig wie ihm dieses theatralische Hausamalgam bekommen wird.

Übrigens habe ich noch mancherlei Curiosa aufgespart, weil ich Sie hüben oder drüben zu sehen hoffte.

G.

H 511 | S 506 | B 507

515. An Goethe

Jena, den 5. September 1798

Weil mein Schnupfen noch heftig ist, so will ich meine Wanderung lieber noch einen Tag oder zwei verschieben. Auch kann ich morgen noch eine Correctur abthun, und das Gedicht das ich unter Händen habe vielleicht schließen, obgleich der Schnupfen eine schlechte Stimmung gibt.

Können Sie noch etwas in den Almanach stiften, so thun Sie es ja, denn es wird hart halten den nöthigen Tribut zu liefern, obgleich der göttliche Matthisson heute abermals ein Gedicht nachgesendet hat; denn unsere Dichterinnen haben mich stecken lassen.

Die Stanzen, die Sie auf der Herzogin Geburtstag gemacht, wünschte ich zu haben. Das Blatt, das Sie mir gesendet, muß unter meinen Papieren in der Stadt liegen; hier kann ich’s nicht finden, vielleicht finden Sie es in Weimar.

Ein klein Liedchen lege ich hier bei. Gefällt es Ihnen, so können wir’s auch drucken lassen. Ich finde unter meinen Papieren allerlei angefangen, aber die Stimmung läßt sich nicht commandiren um es zu endigen.

Leben Sie recht wohl. Ich wünsche zu hören daß Sie mit der gestirgen Sendung zufrieden seyn mögen.

Sch.

H 510 | S 505 | B 506

514. An Schiller

Weimar, den 5. September 1798

In der Hoffnung Sie morgen zu sehen schreibe ich nur wenig. Die Balladen folgen zurück, sie sind beide sehr gut gerathen. Bei dem christlichen Drachen finde ich nichts zu erinnern, er ist sehr schön und zweckmäßig. In der Bürgschaft möchte es physiologisch nicht ganz zu passiren seyn, daß einer der sich an einem regnigen Tag aus dem Strome gerettet, vor Durst umkommen will, da er noch ganz nasse Kleider haben mag. Aber auch das Wahre abgerechnet und ohne an die Resorption der Haut zu denken, kommt der Phantasie und der Gemüthstimmung der Durst hier nicht ganz recht. Ein ander schickliches Motiv das aus dem Wandrer selbst hervorginge fällt mir freilich zum Ersatz nicht ein; die beiden andern von außen, durch eine Naturbegebenheit und Menschengewalt, sind recht gut gefunden.

Wollten Sie wohl die Güte haben beiliegenden Zettel an Professor Lenz zu schicken und mir das Buch mitzubringen. Treten Sie ja von Ihrem guten Vorsatz nicht zurück. Ihre Reise wird Ihnen gewiß wohl bekommen.

Den vortrefflichen Sernbald lege ich bei, es ist unglaublich wie leer das artige Gefäß ist.

G.

H 509 | S 504 | B 505

513. An Goethe

Jena, den 4. September 1798

Meinen Brief vom Sonntag wird Ihnen der Schwede überliefert haben. Hier folgen die Proben zurück.

Auch sende ich einstweilen eine von den Balladen, die andere kann ich vielleicht auch noch beilegen. Es sollte mir lieb seyn, wenn ich den christlich-mönchisch-ritterlichen Geist der Handlung richtig getroffen, und die disparaten Momente derselben in einem harmonirenden Ganzen vereinigt hätte. Die Erzählung des Ritters ist zwar etwas lang ausgefallen, doch das Detail war nöthig und trennen ließ sie sich nicht wohl.

Haben Sie die Güte mich zu erinnern, wenn Sie etwas anders wünschten, und mir das Manuscript mit dem Botenmädchen zurückzusenden.

Die andere Geschichte hat mir der Hyginus zugeführt. Ich bin neugierig ob ich alle Hauptmotive, die in dem Stoffe lagen, glücklich herausgefunden habe. Denken Sie nach ob Ihnen noch eines beifällt; es ist dieß einer von den Fällen, wo man mit einer großen Deutlichkeit verfahren und beinahe nach Principien erfinden kann.

Ich habe mir zwar jetzt einen starken Schnupfen zugezogen, doch denke ich, wenn nichts dazwischen kommt, auf den Donnerstag zu kommen.

Herzlich freue ich mich Sie wieder zu sehen.

Leben Sie recht wohl. Meine Frau ladet Sie zum Mangold ein, der jetzt recht schön steht.

Sch.

Meine Frau bittet Sie, ihr den versprochnen Sternbald zu schicken.

H 508 | S 503 | B 504

512. An Goethe

Jena, den 2. September 1798

Ein schwedischer Kaufmann, Herr Lindahl, überbringt Ihnen diesen Brief. Er ist ein sehr eifriger Freund der deutschen Literatur, hat viele Kenntnisse und scheint in Schweden mit den bedeutendsten Gelehrten viele Verbindungen zu haben. Sie werden ihn also freundschaftlich empfangen, wie ich wünsche, denn es ist ein Mann der es zu verdienen scheint, auch wünschte ich daß er Meyern kennen lernte.

Die Decke nimmt sich sehr zierlich aus. Wir können die 170 Exemplare auf Velinpapier vor der Hand mit bunten Decken auszieren lassen. Es ist darnach noch immer Zeit, auch noch andere aufzuhöhen. Auch ist dei gewählte graugelbe Farbe sehr passend, und besonders für die bunten Exemplare. Zu den letztern kann ich vielleicht etwas bessers Papier von hier aus schicken, sonst ist das wovon Sie eine Probe geschickt, ganz brauchbar. Den Preis von allem wird Cotta nicht zu hoch finden.

Ich sende die Decken und das Papier morgen, weil ich dem Fremden keinen größeren Brief mitgeben will.

Das Wetter hat sich wieder sehr glücklich verändert und meinen Entschluß nach Weimar zu gehen, etwa auf den Donnerstag, sehr ernstlich bestimmt.

Leben Sie recht wohl.

Sch.

H 507 | S 502 | B 503

511. An Schiller

Weimar, den 1. September 1798

Meine heutige Botschaft sey vorzüglich der Decke des Almanachs gewidmet, davon ich hier ein paar Proben übersende.

Die auf weiß Papier zeigt wie sauber sie gestochen sey; einige Tausend können abgezogen werden, ohne daß man es merklich spüren wird, denn alles ist mit dem Grabstichel gemacht. Auf gefärbtem Papier nimmt sie sich, dünkt mich, besonders gut aus, eigentlich aber ist darauf calculirt daß ein bischen Farbe drauf kommen soll, wie die eine Hälfte zeigt.

Das Rieß von dem Schreibpapier, wie eine Probe mitkommt, soll 3 Reichsthaler 12 Groschen kosten; es würde sich gefärbt ganz gut ausnehmen und das Rieß würde nicht gar 2000 Decken geben.

Das 100 mit erwärmter Platte und sorgfältig zu drucken, verlangt man 16 Groschen, das Buch Papier zu färben 5 Groschen.

Für ein Exemplar zu malen würde man allenfalls 18 Pfennige geben müssen. Es käme darauf an wie viel gemalte Sie etwa haben wollten. Ich glaube mancher wird ein paar Groschen für’s bunte Exemplar gerne mehr geben.

Schicken Sie mir das gemalte Exemplar so wie das Papiermuster zurück und bestimmen Ihre Bestellung, so kann alles hinter einander gemacht und die Decke zur rechten Zeit fertig werden.

Wenn Sie uns besuchen so können Sie recht gut neben Meyern logiren. Erfüllen sie nur wo möglich Ihr Versprechen.

G.

H 506 | S 501 | B 502

510. An Goethe

Jena, den 31. August 1798

Wenn ich es irgend einrichten kann und mein Befinden es erlaubt, so komme ich nächste Woche gewiß auf einige Tage hinüber. Freilich muß ich mit meinen Beiträgen zum Almanach im Reinen seyn, dazu aber kann binnen vier Tagen Rath werden, denn es sind zwei Balladen fertig, welche zusammen zwanzig Seiten, gedruckt, betragen, und das Gedicht woran ich eben jetzt bin, wird auch zwischen zehn und zwölf Seiten bekommen, so daß ich also, mit dem schon abgedruckten Gedicht, doch ein Contingent von sechs und dreißig bis vierzig Seiten zusammenbringe, außer dem was vielleicht noch der Zufall binnen den nächsten vierzehn Tagen bescheert. Ich kann dann mit weniger Sorge bei Ihnen seyn und auch den Gedanken an den Wallenstein Raum geben.

Sie haben recht daß gewisse Stimmungen, die Sie erregt haben, bei diesen Herren nachhallen. Diese moralischen Gemüther treffen aber die Mitte selten, und wenn sie menschlich werden, so wird gleich etwas Plattes daraus.

Zur nunmehrigen völligen Ausfertigung des ersten Stücks der Propyläen wünsche ich Glück. Ich bin recht verlangend es im Druck zu lesen und mich dann mit Ruhe darüber zu machen. Auf einen Beitrag von mir für das vierte Stück dürfen Sie sicher rechnen, denn ich brauche zur Beendigung des Wallensteins allerhöchstens noch den Rest dieses Jahres. Die Ausarbeitung des Stücks für’s Theater, als einer bloßen Verstandessache, kann ich schon mit einem andern, besonders theoretischen Geschäft zugleich vornehmen.

Ich freue mich den Theaterbau mit anzusehen, und glaube Ihnen, daß der Anblick der Bretter allerlei erwecken wird. Es ist mir neulich aufgefallen was ich in einer Zeitschrift oder Zeitung las, daß das Hamburger Publicum sich über die Wiederholung der Ifflandischen Stücke beklage und sie satt sey. Wenn dieß einen analogischen Schluß auf andere Städte erlaubt, so würde mein Wallenstein einen günstigen Moment treffen. Unwahrscheinlich ist es nicht, daß das Publikum sich selbst nicht mehr sehen mag, es fühlt sich in gar zu schlechter Gesellschaft. Die Begierde nach jenen Stücken scheint mir auch mehr durch einen Überdruß an den Ritterschauspielen erzeugt oder wenigstens verstärkt worden zu seyn, man wollte sich von Verzerrungen erholen. Aber das lange Angaffen eines Alltagsgesichts muß endlich freilich auch ermüden.

Die ersten Bogen von den Propyläen, so wie die Decken zum Almanach werde ich wohl selbst bei Ihnen in Augenschein nehmen.

Werde ich die paar Tage bei Meyern logiren können ohne ihn zu geniren?

Leben Sie recht wohl; meine Frau grüßt Sie auf’s beste.

Sch.

H 505 | S 500 | B 501

509. An Schiller

Weimar, den 29. August 1798

Herzlichen Dank für das Andenken das Sie meinem Geburtstage widmeten, und schon für den Gedanken daß Sie mich hätten besuchen mögen. Der Tag ist mir zerstreut und fruchtlos hingegangen, ich hoffe mich bald in Ihrer Nähe zu sammeln. Hygin hat mir auch, so oft ich ihn aufgeschlagen, Freude gemacht; es wird mir sehr lieb seyn ihn einmal im Ganzen mit Ihnen durchzugehen. Auf die Argonauten hatte ich auch immer ein Zutrauen, und nach der neuen Lehre, da man von der Epopöe keine Einheit fordern will, wäre das Sujet, seiner rhapsodischen Natur nach, äußerst bequem. Es liegen herrliche Motive darin und gewiß ließen sich noch manche daraus entwickeln.

Freitags will ich nun die letzten Hefte des Manuscripts abschicken. An der Einleitung habe ich noch manches gethan, das ihr hoffentlich nicht schaden soll, und würde immer noch mehr daran ausputzen, wenn ich sie nicht fortschicken müßte. Nun geht aber eigentlich eine neue Ansicht der Dinge an, denn schon in den Aushängebogen hat das Wesen eine andere Gestalt als im Manuscripte. Ich hoffe es soll nicht fehlen gleich aus den vier ersten Stücken eine Art von harmonirender Composition zu machen. Wenn wir nur noch etwas dazu von Ihnen erhalten könnten, das weiter hinaus deutete. Der Druck zum Almanach nimmt sich recht artig aus, freilich fordert die kleine Schrift sorgfältigen Druck und glattes Papier.

Es freut mich daß die Herren Conz und Bürde ein wenig liederlich werden und sich an verbotnen Liebschaften ergötzen; wenn ich es noch von Matthisson erleben könnte würde es mir noch größern Spaß machen. Es ist curios, wie sich die Leute vor gewissen An- und Nachklängen nicht retten können. So tönt der alte Hexenmeister in der alten Wundergerte doch einigermaßen nach.

Vielleicht erhalten Sie gegen das Ende doch noch etwas von mir.

Der Deckel ist fertig, und man wird nun sehen wie es mit dem Aufhöhen und Aufputzen der Zierrathe gehen kann. Sie sollen ehstens davon ein Pröbchen haben. Leben Sie recht wohl und fleißig, indem ich auch mich hier loszuarbeiten suche. Die erste Hälfte Septembers möchte ich gar gerne bei Ihnen zubringen.

Nutzen Sie das neue Verhältniß zu Fichten für sich so viel als möglich, und lassen es auch ihm heilsam werden. An eine engere Verbindung mit ihm ist nicht zu denken, aber es ist immer sehr interessant ihn in der Nähe zu haben.

G.

H 504 | S 499 | B 500

508. An Goethe

Jena, den 28. August 1798

Es war mein Vorsatz, Ihnen heute meinen Glückwunsch zum Geburtstag selbst zu überbringen, aber weil ich zu spät aufstand und mich auch nicht wohl fühlte, so mußte das gute Vorhaben für heute aufgegeben werden. Wir haben aber mit herzlicher Theilnehmung Ihrer gedacht, und uns besonders der Erinnerung an alles das Gute überlassen, was durch Sie bei uns gegründet worden ist.

Ich bin in diesen Tagen von einem Besuch überrascht worden, dessen ich mich nicht versehen hätte. Fichte war bei mir und bezeigte sich äußerst verbindlich. Da er den Anfang gemacht hat, so kann ich nun freilich nicht den Spröden spielen, und ich werde suchen, dieß Verhältniß, das schwerlich weder fruchtbar noch anmuthig werden kann, da unsere Naturen nicht zusammenpassen, wenigstens heiter und gefällig zu erhalten.

Was Ihnen mit den griechischen Sprüchwörtern zu begegnen pflegt, dieß Vergnügen verschafft mir jetzt die Fabelsammlung des Hyginus, den ich eben durchlese. Es ist eine eigene Lust, durch diese Mährchengestalten zu wandeln, welche der poetische Geist belebt hat, man fühlt sich auf dem heimischen Boden und von dem größten Gestaltenreichthum bewegt. Ich möchte deßwegen auch an der nachlässigen Ordnung des Buchs nichts geändert haben, man muß es gerade rasch hintereinander durchlesen, wie es kommt, um die ganze Anmuth und Fülle der griechischen Phantasie zu empfinden. Für den tragischen Dichter stecken noch die herrlichsten Stoffe darin, doch ragt besonders die Medea vor, aber in ihrer ganzen Geschichte und als Cyclus müßte man sie brauchen. Die Fabel von Thyest und der Pelopia ist gleichfalls ein vorzüglicher Gegenstand. Im Argonautenzug finde ich doch noch mehrere Motive, die weder in der Odyssee noch Ilias vorkommen, und es dünkt mir doch, als ob hierin noch der Keim eines epischen Gedichtes stäke.

Merkwürdig ist es, wie dieser ganze mythische Cyclus, den ich jetzt übersehe, nur ein Gewebe von Galanterien und, wie sich Hyginus immer bescheiden ausdrückt, von Compressibus ist und alle großen und furchtbaren Motive davon hergenommen sind und darauf ruhen.

Es ist mit eingefallen, ob es nicht eine recht verdienstliche Beschäftigung wäre, die Idee, welche Hyginus im Rohen und für ein andres Zeitalter ausgeführt hat, mit Geist und Beziehung auf das, was die Einbildungskraft der jetzigen Generation fordert, neu auszuführen, und so ein griechisches Fabelbuch zu verfertigen, was den poetischen Sinn wecken und dem Dichter sowohl als dem Leser sehr viel Nutzen bringen könnte.

Ich lege hier zwei Aushängebogen des Almanachs bei. Der dritte folgt nächstens.

Meine Frau grüßt Sie auf’s beste. Leben sie recht wohl.

Sch.

H 503 | S 498 | B 499

507. An Goethe

Jena, den 27. August 1798

Zwei Bogen machen freilich einen starken Rechnungsfehler, der auch für die künftigen Missionen ein bedenkliches Omen gibt, und mehr Vorrath an Manuscript nöthig machen dürfte. Für den Anfang ist es übrigens recht gut, daß man dem Publikum mehr geben kann. Sollten Sie aber etwas andres substituiren können als Niobe, so wäre es wohl gut, denn außerdem daß die plastischen Artikel am wenigsten zu der Menge sprechen und am meisten bei dem Leser voraussetzen, so fürchte ich daß Sie in den folgenden Stücken das Verhältniß nicht wohl fortbeobachten können. Ob nicht vielleicht Ihr Aufsatz über die Methode bei den Naturwissenschaften dazu genommen werden könnte?

Das sind Betrachtungen die ich nur in der Eile anstellen kann, denn ich muß den Boten abfertigen.

Das Wetter ist seit vorgestern hier ganz unerträglich, daß wir in unserer windigen Wohnung uns beinah in ein geheiztes Zimmer einschließen müssen. Indessen geht die Arbeit ganz leidlich von statten und ich werde Ihnen ehestens etwas produciren können.

Leben Sie recht wohl mit Meyern. Könnten Sie uns nicht die Memoires von Clery verschaffen?

Sch.

H 502 | S 497 | B 498