543. An Goethe

Jena, den 30. Oktober 1798

Wir sind noch immer im Garten, wo wir uns des ungewöhnlich schönen Wetters noch recht erfreuen, und vergessen daß es auf lange Zeit von uns Abschied nimmt. Mit Furcht sehe ich aber den November herankommen, wo ich so viel zu leisten, und einen so unfreundlichen Himmel zu erwarten habe. Das Geschäft rückte unterdessen weiter, aber nicht so schnell, als Sie vielleicht denken. Doch hoffe ich Ihnen, wenn Sie kommen, die zwei ersten Acte ganz fertig, und in einigen Tagen darauf auch die zwei letzten vorzulegen.

Ich habe mit großem Vergnügen unterdessen in den Propyläen gelesen, wo ich mich auf’s neue an den klar und bestimmt herausgesprochenen Wahrheiten und Kunstorakeln erbauet habe. Es ist mir, als wenn sie mir noch nie so nahe gerückt, so klar entgegen gekommen wären. Sie werden zwar wenigen zu gute kommen, aber es ist nur gut, daß Sie veranlaßt worden sind, damit herauszugehen. Es wird merkwürdig seyn, wie mancher, der doch auch zu Ihrer Confession zu gehören glaubt, diese hohen Ideen seinen kleinlichen Begriffen accomodiren wird.

Daß Schröder sein Kommen so gar ungewiß macht und so weit hinausschiebt, nimmt mich doch Wunder. Ich wäre begierig seinen Brief zu sehen, wenn Sie ihn mittheilen wollen. Indessen soll mir dieser Umstand etwas mehr Freiheit gegen ihn im Verlauf des Wallensteins verschaffen, wenn ich es vielleicht nicht gar überhoben seyn kann mit ihm selbst zu tractiren, da er die Direction des Theaters, so viel ich weiß, an vier oder fünf Schauspieler verkauft hat.

Von Iffland habe noch keine Antwort.

Die Rechnungen sind an Cotta geschickt. Er hat mir auch ein gutes Exemplar der Propyläen gesendet, so daß Sie mir keins zu schicken brauchen.

Leben Sie recht wohl. Mir ist der Kopf von meinem Tagewerk nicht zum besten zugerichtet.

Meine Frau grüßt auf’s schönste.

Sch.

H 538 | S 533 | B 534

542. An Schiller

Weimar, den 27. Oktober 1798

Endlich ist denn auch die erste Redoute, mit männiglicher Zufriedenheit, vorüber und das Local zu diesem Zwecke nun auch bestimmt. Ich muß noch einige Tage verschiedenen Geschäften widmen, Dienstag nach Roßla gehen, so daß ich glaube, Sonntags den vierten November bei Ihnen zu seyn und den übrigen Monat mit Ihnen zuzubringen. Mich verlangt gar sehr nach einer Folge von innerer Thätigkeit, die ich leider bisher so lange nicht genossen habe. Unsere Schauspieler mögen mittlerweile einige Nova, welche, aufrichtig zu reden, von schrecklicher Art sind, lernen und vortragen. Die Rechnung wegen der Auslagen liegt bei; Professor Meyer hat sie gemacht und erwartet deren gelegentliche Wiedererstattung.

Den Betrag für den Musenalmanach, für welchen im voraus danke, wünsche hier zu erhalten, ob es gleich auf eins hinauskommt; denn Cotta hat mir früher oder später etwas zu remittiren.

Von Schrödern habe ich eine Antwort, die, wenn man seine Art kennt, welche freilich unglaublich trocken und abgelebt ist, so ganz freundlich und artig klingt. Es entscheidet sich aber doch dadurch, daß er diesen Winter nicht kommt, und wahrscheinlich auch künftigen nicht u. s. w. Es ist mir nur lieb daß man wenigstens für die erste Zeit hierüber Gewißheit hat und seinen eignen Gang fortgehen kann. Hoffen und Harren ist gar meine Sache nicht.

Leben Sie recht wohl und fahren fleißig in Ihrer Arbeit fort. Grüßen Sie Ihre liebe Frau und genießen der schönen Tage, welches mir versagt ist.

G.

H 537 | S 532 | B 533

541. An Goethe

Jena, den 26. Oktober 1798

Ein Besuch, der mir bis in den späten Abend blieb, läßt mich heute nicht viel sagen. Ich bitte Sie mir die Auslagen für den Almanach aufsetzen zu lassen und bald möglichst zu senden, daß ich diese Sache mit Cotta berichtigen kann. Auch frage ich an, ob die 24 Louisd’ors, welche wir Ihnen für den Almanach schuldig geworden, hier an Sie bezahlt oder bei Cotta berechnet werden. Wenn Sie Montags nicht selbst hier sind, so bitte ich mir bis dahin Ihre Antwort darüber aus.

Herzlich grüßen wir Sie.

Ich muß mit Cotta’s Formel schließen:

In Eile.

Sch.

H 536 | S 531 | B 532

[540a. An Schiller]

[Weimar, den 24. Oktober 1798]

[Fehlt.]

Vgl. S S. 881

540. An Goethe

Jena, den 23. Oktober 1798

Es ist Schade, daß Sie diese letzten schönen Tage nicht noch in Jena ausgewartet haben. Es geht uns darin ganz wohl, ob ich gleich in meiner Arbeit nicht so schnell fortrücke als ich dachte. Die Umsetzung meines Texts in eine angemessene, deutliche und maulrechte Theatersprache ist eine sehr aufhaltende Arbeit, wobei das Schlimmste noch ist, daß man über der nothwendigen und lebhaften Vorstellung der Wirklichkeit, des Personals und aller übrigen Bedingungen allen poetischen Sinn abstumpft. Gott helfe mir über diese Besogne hinweg. Übrigens konnte es nicht fehlen, daß dieser deutliche Theaterzweck, auf den ich jetzt losarbeite, mich nicht auch zu einigen neuen wesentlichen Zusätzen und Veränderungen veranläßt hätte, welche dem Ganzen zuträglich sind.

Ich habe seit Ihrer Abreise nichts vorgenommen als meine Arbeit, und nichts gesehen als meine Familie, kann Ihnen also heute nichts Neues noch sonst Erbauliches schreiben. Wenn Sie etwas in Erfahrung bringen, so lassen Sie mich’s ja wissen.

Leben Sie recht wohl. Meine Frau empfiehlt sich. An Meyern schöne Grüße.

Sch.

[Beiliegenden Almanach bitte an Herdern abgeben zu lassen.]*

* Nicht bei H.

H 535 | S 530 | B 531

539. An Schiller

[Jena, ]den 19. Oktober 1798

Das Opus hat mich länger aufgehalten als ich dachte; es ist nicht mehr Zeit es abzuschreiben; wir wollen daher dieses saubere Concept auf den Abend abschicken. Zur Bequemlichkeit des Setzers habe ich die Verse roth vorgestrichen, welche mit anderer Schrift zu drucken sind.

Gehen Sie doch den Aufsatz bedächtig durch, ob man vielleicht noch etwas einschalte oder anhinge. Ich will heute bei Zeiten kommen und wir schicken das Paket, vom Garten aus, weg. Leben Sie recht wohl.

G.

H 534 | S 529 | B 530

538. An Goethe

[Jena, den 19. Oktober 1798.]*

Nach dem heutigen wohl zurückgelegten Tag ist die Ruhe freilich das beste. Ich freue mich daß alles so heiter und vergnügt von uns geschieden ist, und was mich selbst betrifft, so habe ich einen recht angenehmen Tag durchlebt.

Ich hoffe, Sie morgen desto länger zu sehen. Nach dem Abschreiber will ich mit dem frühesten schicken.

Schlafen Sie recht wohl.

Sch.
* H datiert mit „Abends nach der Vorstellung“.

H 533 | S 529 | B 530

537. An Schiller

[Jena, ]den 18. Oktober 1798

Alles wohl in Betrachtung gezogen, und mit besonderer Zustimmung unserer geistlichen und leiblichen Müdigkeit, gedenken wir heute Abend zu Hause zu bleiben, und wünschen eine gute und geruhige Nacht.

Ist es möglich mir auf morgen früh Ihren Abschreiber zu schicken, so werde ich durch ihn besonders gefördert seyn.

G.

H 532 | S 527 | B 528

[536b. An Goethe]

Jena, den 10. Oktober 1798

[Fehlt.]

Vgl. S S. 881

[536a. An Schiller]

Weimar, den 9. oder 10. Oktober 1798

[Fehlt.]

Vgl. S S. 881

536. An Goethe

Jena, den 9. Oktober 1798

Dank für die überschickten Decken und Kupfer, die wir hier recht nöthig brauchten, und für die guten Nachrichten besonders, die Sie mir vom Gang unsrer Theatralien schreiben. Der Aufschub des Stücks kann mir nicht anders als lieb seyn; auf den Donnerstag hoffe ich bei guter Zeit da seyn zu können. Bei dieser belebten Behandlung der Sache entwickeln sich allerlei Dinge in meinem Kopf, die dem Wallenstein noch zu statten kommen werden. Das Vorspiel denke ich noch viel mehr für das Ganze zu benutzen, und weiß auch schon viele bedeutende Striche, die es noch zu seinem Vortheil erhalten soll. Die Arbeit wird mir vergrößert und doch zugleich beschleunigt werden.

Hätte ich gedacht daß die Capuzinerpredigt morgen früh nicht zu spät kommen würde, so hätte sie noch besser ausfallen müssen. Im Grunde macht es mir große Lust, auf diese Fratze noch etwas zu verwenden; denn dieser Pater Abraham ist ein prächtiges Original, vor dem man Respekt bekommen muß, und es ist eine interessante und keineswegs leichte Aufgabe es ihm in der Tollheit und in der Gescheidigkeit nach oder gar zuvorzuthun. Indeß werde ich das Möglichste versuchen.

Das Soldatenlied habe ich noch mit ein paar Versen vermehrt, die ich beilege. Es däucht mir daß es gut seyn wird, dem Zuschauer etwas Zeit zu geben, so wie auch den Statisten selbst, die Gruppe in ihrer Bewegung zu sehen, und die Anordnungen zu machen. Sie werden es wohl so einrichten, daß mehrere Stimmen sich in die Strophen theilen, und daß auch ein Chorus die letzten Zeilen immer wiederholt.

Sie haben es mit den Veränderungen die Sie in meinem Text vorgenommen ganz gnädig gemacht. Von einigen ist mir die Ursache nicht gleich klar, doch darüber werden wir sprechen. Solche Kleinigkeiten führen oft zu den nützlichsten Bemerkungen.

Leben sie recht wohl. Ich freue mich nur, daß Lust und Humor Sie bei dieser mechanischen Hetzerei nicht verlassen.

Meine Frau grüßt auf’s beste.

Sch.

Sollten Sie mir morgen mit der Botenfrau noch etwas zu sagen haben, so lassen Sie ihr doch einprägen, mir den Brief zeitig zu übergeben. Ich erhalte ihn sonst erst Donnerstags.

H 531 | S 526 | B 527

535. An Schiller

[Jena, den 7. oder 8. Oktober.]

Hier erhalten Sie meine Capuzinerpredigt, so wie sie unter den Zerstreuungen dieser letzten Tage, die von Besuchen wimmelten, hat zu Stand kommen können. Da sie nur für ein paar Vorstellungen in Weimar bestimmt ist, und ich mir zu einer andern, die ordentlich gelten soll, noch Zeit nehmen werde, so habe ich kein Bedenken getragen, mein würdiges Vorbild in vielen Stellen bloß zu übersetzen und in andern zu copiren. Den Geist glaube ich so ziemlich getroffen zu haben.

Aber nun ein Hauptanliegen. Wenn Sie die Predigt gelesen haben, so werden Sie selbst finden, daß sie nothwendig um einige Scenen später kommen muß, wenn man durch die beiden Jäger und andere Figuren schon einen Begriff von den Soldaten durch sie selbst bekommen hat. Käme sie früher, so würden die unmittelbar folgenden Scenen dadurch geschwächt und gegen die Gradation gefehlt werden. Auch ist es gut daß unmittelbar nach ihr eine belebte handelnde Scene folge, daher ist mein Vorschlag sie unmittelbar nach ihr eine belebte handelnde Scene folge, daher ist mein Vorschlag sie unmittelbar entweder vor dem Auftritt des Rekruten oder, was mir noch lieber wäre, unmittelbar vor der Ertappung des Bauern und dem Auflauf im Zelt zu bringen.

Es wird an der übrigen Ökonomie dadurch gar nicht gerückt, wie Sie finden werden, es ist nur ein Stichwort zu verändern. Die paar Reden welche die Soldaten darin bekommen haben sind in ein paar Minuten gelernt.

Daß ich den Spielmann und den Tanz habe noch anbringen müssen, um die Scene beim Eintritt des Capuziners bunt und belebt zu machen, werden Sie gleichfalls für nothwendig erkennen.

Haben Sie Dank für das Anfangslied; ich finde es ganz zweckmäßig, vielleicht kann ich noch ein paar Strophen anflicken, denn es möchte um ein weniges zu kurz seyn.

Ich will von morgen an immer auf dem Sprung seyn, abzureisen. Leben Sie recht wohl.

Sch.

H 530 | S 525 | B 526

534. An Schiller

Weimar, den 7. Oktober 1798

Hier kommt nun wieder ein Paket Abdrücke; die folgenden von der Decke sollen recht farbig seyn; sie kommen etwas theurer zu stehen, sie sehen aber auch dafür recht erfreulich aus.

Wahrscheinlich wird die Eröffnung unsers Theaters erst Freitag seyn. Ich ersuche Sie also sich Donnerstags, zu guter Vormittagszeit, einzufinden, damit wir noch alles besprechen und Abends die Hauptprobe abwarten können.

Die Hauptfiguren machen ihre Sache vortrefflich und haben schon excellent memorirt; mit den übrigen stockt’s noch ein wenig, das wird sich aber alles noch in thätige Harmonie auflösen. Übrigens versteht man an allen Ecken und Enden das leiseste wohlarticulirte Wort.

Übrigens habe ich das Pensum, wie solches die neue Zeitung nunmehr bald bringen wird, bisher öfters zu repetiren Gelegenheit gehabt, und ich hoffe man wird mir nun bald meine eignen Worte wieder vorsagen.

Leben Sie recht wohl; ich bin vom besten Humor weil bis jetzt wirklich alles recht gut geht.

Schicken Sie mir doch ein paar Abdrücke des Prologs mit den Botenweibern und die Capuzinerpredigt je eher je lieber.

G.

H 529 | S 524 | B 525

533. An Schiller

Weimar, den 6. Oktober 1798

Mit der heutigen Abendpost will ich Ihnen nur einige Worte sagen wie wir ohngefähr stehen:

Von dem Prolog lasse ich zwei Abschriften machen, gleichlautend mit Ihrem gedruckten. Der von mir veränderte Periode, den Sie aufgenommen haben, wird eingeschaltet.

Für die Recitation hier habe ich eine andere Ausgabe veranstaltet, und die Mimen und Aeren bei Seite gebracht, dagegen den Wallenstein ein paarmal genannt, damit man nur irgend ohngefähr verstehe was wir wollen. Wie anders ist es was man mit sich und unter Freunden in’s Zarteste und Besonderste arbeitet, und was der fremden Masse im Allgemeinsten vorgetragen werden soll! Sie werden darüber noch das wunderbarste bei dieser Gelegenheit erleben und hören.

Übrigens geht noch bis jetzt alles ganz erwünscht. Der Saal sieht sehr artig aus und der größte Theil ist vergnügt und erfreut darüber, so daß die einzelnen Widersacher ein sehr böses Spiel haben.

Das Vorspiel geht recht artig. Es war heute Probe auf dem Theater; wir müssen aber auf die geringste Verändrung Verzicht thun. Bei der Schwierigkeit eine so neue und fremde Aufgabe mit Ehren zu vollenden, klammert sich jeder so fest an seine Rolle, wie ein Schiffbrüchiger an’s Brett, so daß man ihn unglücklich machte, wenn man’s ihm wacklig macht.

Ich arbeite nur daß alles Einzelne heraus gehoben werde und sich in’s Ganze anschließe.

Das Soldatenlied liegt bei, womit das Stück anfangen soll. Die Musik wird morgen früh in Ordnung kommen, und ich hoffe, bald soll alles wohl im Hause stehen.

Ich will Sie nicht eher herübersprengen, als nöthig ist, denn es ist noch nicht einmal wahrscheinlich daß wir Mittwoch spielen. Sobald aber Prolog und Vorspiel so eingelernt sind daß Sie solche mit Vergnügen hören könnten, so schicke ich einen Expressen. Halten Sie sich daher parat um abgehen zu können.

Die Capuzinerpredigt schicken Sie mir ja, sobald sie fertig ist. Sonst ist alles besorgt, und die Abschriften, von denen ich zu Anfang des Briefes sprach, gehen morgen Abend an Schröder und Posselt.

Übrigens ist eine Vorrecension der Aufführung, so wie des Effects, den das Stück gemach hat, schematisirt und kann in einigen guten Stunden fertig werden. Da ich mich einmal auf das Element der Unverschämtheit begeben habe, so wollen wir sehen wer es mit uns aufnimmt.

Indessen bleiben Sie ruhig bis mein Bote kommt. Sollte sich’s morgen zeigen daß wir Mittwoch nicht spielen, so erfahren Sie’s Dienstag durch einen Boten.

Übrigens kann ich Sie versichern, daß der Hauptzweck erreicht wird. Einige wenige, die dem Prolog zugehört haben, glauben, so wie die Schauspieler selbst, daß sie doch nun so ziemlich wüßten wie es damals ausgesehen habe.

Leben Sie recht wohl und sey’n Sie nur so fleißig als möglich.

Wegen der Kupfer wird Meyer das Seinige thun; leider liegt auf diesen Dingen der Fluch, daß sie immer übereilt werden müssen. Grüßen Sie Ihre liebe Frau.

G.

H 527 | S 523 | B 524

532. An Goethe

Jena, den 6. Oktober 1798

Die Veränderungen im Prolog nehme ich mit Vergnügen auf; gegen die drei angeführten Gründe ist nichts einzuwenden.

Ich will etwa sechs besondere Abdrücke vom Prolog machen lassen, um die Copistenarbeit zu ersparen. Wenn Sie mir dann Montag früh eine Einlage an Schröder und Cotta senden wollen, so können solche mit dem gedruckten Prolog gleich von hier an die Behörden abgehen. Auf alle Fälle aber folgt der Prolog zurück.

Es thut mir freilich leid, wenn die kleinen Veränderungen im Vorspiel nicht gleich der ersten Vorstellung zu Gute kommen können. Das Motiv mit der Zeitung wäre passend zu einer vollkommenen Exposition des Moments und der Kriegsgeschichte. Lassen Sie wenigstens bei Nro. 5 den Constabler mit einem Zeitungsblatt auftreten und anstatt des Verses:

Aber ein Eilbot ist angekommen,

setzen:

Aber das Prager Blatt ist angekommen.

Auf diese Art leiten wir doch die Zeitung ein, wenn wir sie ein andermal bringen wollen.

Auch haben Sie mich neulich wegen der Perücken zweifelhaft gemacht. Wenn wir statt jener Stelle lieber setzten:

Nro. 3.

Wachtmeister.
Und das Gemunkel, und Gespionire,
Und das Heimlichthun, und die vielen Couriere –

Trompeter.
Ja ja! das hat sicher was zu sagen.

Wachtmeister.
Und der spanische steife Kragen
Den man etc.

Der Bote eilt, ich kann für heute nichts mehr sagen. Vielleicht lassen Sie mich noch durch das Botenmädchen wissen, welcher Termin für die Vorstellung festgesetzt ist; denn freilich wünschte ich zur Capuzinerpredigt ein paar Tage Muße.

Leben Sie recht wohl.

Sch.

H 528 | S 522 | B 523

531. An Schiller

Weimar, den 6. Oktober 1798

Hier kommt der Prolog zurück; ich habe Ihre Änderungen mit Vergnügen aufgenommen, denn sie sind sehr zweckmäßig; dagegen wünschte ich, daß statt der Stelle, die ich ausgestrichen habe, die andere eingefügt werde, welche hier im Manuscript folgt. Meine Absicht war dabei

  1. daß von unsern Schauspielern etwas mehr,
  2. von Iffland etwas weniger gesprochen würde,
  3. daß irgend eine Stelle auf Schrödern gedeutet werden könne.

Haben sie die Güte, daß ich einige gedruckte Exemplare vom Prolog Montags bei Zeiten erhalte, so schicke ich gleich eins an Schrödern, mit einem artigen Wort, und eins nach Stuttgart.

Allenfalls könnten Sie mir durch diesen Expressen den Correcturbogen, wenn Sie ihn weiter nicht brauchen, wieder herüberschicken und mir nur anzeigen; ob Sie meine Stelle aufnehmen wollen, so lasse ich die beiden Exemplare, die abgehen sollen, gleich schreiben.

Hier kommt ein Theil des Vorspiels; arbeiten Sie ja daran fort, ob ich Ihnen gleich nicht versprechen kann schon das nächstemal die Veränderungen aufzunehmen. Alles ist jetzt schon so auf Reim und Sylbenfall eingerichtet, so auf die Stichwörter eingehetzt, daß ich nichts zu ändern wage, weil unmittelbar Stockungen zu befürchten sind. Leben Sie recht wohl; es fängt nun an so bunt zu gehen, daß nur die Hoffnung, es werde bald Abend und alles vorbei seiy, mich noch erhalten kann.

G.

H 526 | S 521 | B 522

530. An Goethe

Jena, den 5. Oktober 1798

Daß Sie mit dem Prolog zufrieden sind und daß die drei Herren sich zum Vorspiel so glücklich anlassen, sind mir sehr willkommene Nachrichten. Den Abdruck des Prologs kann ich bis morgen Abend nicht aufhalten, doch denke ich nicht, daß eine kleine Ungleichheit des gesprochenen und gedruckten Gedichts viel zu sagen haben wird, wenn nur das Exemplar das Sie Posselten schicken, mit dem andern im Almanach gleichlautend ist.

An die Capucinerpredigt will ich mich also machen, und habe gute Hoffnung von dem würdigen Abraham. Noch habe ich ihn nicht lesen können, weil Schelling den ganzen Nachmittag bei mir war. Auch muß ich Sie präveniren, daß noch einige andere Veränderungen im Werke sind, welche ich nächst der Capucinerpredigt auf den Montag Abend abzuschicken hoffe, denn da sie nicht durch’s Ganze gehen, so können sie in einem halben Tag recht gut eingelernt werden.

Sie werden es z. B. auch billigen daß ich den Constabler mit einer bestimmten dramatischen Figur vertausche. An seiner Statt habe ich einen Stelzfuß eingeführt, der mir ein gutes Gegenstück zum Rekruten macht. Dieser Invalide bringt ein Zeitungsblatt, und so erfährt man unmittelbar aus der Zeitung Regenspurgs Einnahme und die neuesten passendsten Ereignisse. Es gibt Gelegenheit, dem Herzog Bernhard einige artige Complimente zu machen u. s. f. Zu einem Subject für den Stelzfuß wird sich schon Rath finden, hoffe ich.

Finde ich Stimmung und Zeit, so will ich das Liedlein von Magdeburg noch machen, und nach einer alten Melodie, daß dadurch kein Aufenthalt entsteht. Übrigens bin ich getröstet, wenn es an Zeit dazu fehlt, daß Sie etwas anders substituiren können.

Wenn Sie mir durch die Botenfrau mein Exemplar des Vorspiels schicken könnten, so würde es mir bei den vorhabenden Arbeiten gute Dienste thun. Wenn ich auch nur die ersten acht oder zehn Blatt habe, denn am Ende und in der Mitte wird nichts verändert.

Schelling ist mit sehr viel Ernst und Lust zurückgekehrt; er besuchte mich gleich in der ersten Stunde seines Hierseyns, und zeigt überaus viel Wärme. Über die Farbenlehre, sagt er mir, habe er in der letzten Zeit viel nachgelesen, um im Gespräch mit Ihnen fortzukommen, und habe Sie um vieles zu fragen. Nach der Aufführung des Vorspiels wird er sich bei Ihnen melden, denn ich sagte ihm, daß er Sie jetzt zu beschäftigt finde. Es wäre hübsch, wenn Sie ihm vor Ihrer Hieherkunft noch Ihre Experimente zeigen könnten.

Ein sonderbares Original von einem moralisch-politischen Enthusiasten habe ich dieser Tage kennen lernen, den Wieland und Herder über Hals und Kopf zu der großen Nation spediren. Es ist ein hiesiger Student aus Kempten, ein Mensch voll guten Willens, von vieler Fähigkeit und einer heftig sinnlichen Energie. Er hat mir eine ganz neue Erfahrung verschafft.

Leben sie recht wohl. Ich denke es werden in diesen Tagen wohl noch einige Boten zwischen hier und Weimar in Bewegung gesetzt werden.

Meine Frau grüßt Sie auf’s beste.

Sch.

Wenn Sie bei Empfang dieses Briefs mit Ihren Veränderungen im Prolog einig sind, und finden gleich eine Expressen, so haben Sie die Güte, mir das Exemplar gleich durch ihn zu senden.

[N. S.
Hier lege ich noch einen Correcturabdruck des Prologs bei, so wie er im Almanach stehen wird; denn da ich die Ihnen gesandte Abschrift aus dem Gedächtnis niederschrieb, so wurde einiges darin extemporirt und es finden sich Varianten, die ich mit NB. bezeichnet habe. Können Sie mir nun Ihre Änderungen morgen vor Nachmittag 2 Uhr durch einen Expressen schicken, so kann ich mich im Druck noch darnach richten. Geht dieß nicht an, so haben Sie die Güte dieß beiliegende gedruckte Exemplar des Prologs, und nicht das geschriebne, an Posselt abzusenden, damit die zwei gedruckten Exemplare gleich lauten.]*

* Bei H als Nachsatz zu Nr. 528.

H 526 | S 520 | B 521

529. An Schiller

Weimar, den 5. Oktober 1798

Der Prolog ist gerathen wie er angelegt war; ich habe eine sehr große Freude daran und danke Ihnen tausendmal. Ich habe ihn nur erst einigemal durchgelesen um mich von dem Ganzen recht zu penetriren, und noch kann ich nicht bestimmen was vielleicht wegzulassen wäre, und ob ich nicht wegen des Theatereffects noch hie und da einen kleinen Pinselstrich aufhöhen würde.

Morgen Abend mit den Botenfrauen sollen Sie meine Edition erhalten; können Sie den Druck noch so lange aufschieben, so wird es gut sein, damit wir einerlei Lesart haben; Montag soll er gleich nach Stuttgart.

Es thut mir nur leid daß ich ihn nicht selbst sprechen kann, doch wenn sich Vohs hält wie unsere andern beim Vorspiel, so können wir zufrieden seyn. Leißling, Weyrauch und Haide declamiren die gereimten Verse als wenn sie ihr Lebtag nichts anders gethan hätten, besonders hat Haide gegen den Schluß einige Perioden declamirt wie ich’s auf dem deutschen Theater noch gar nicht gehört habe.

Nach dieser guten Nachricht muß ich aber leider anzeigen, daß es mir unmöglich war auch nur eine Zeile zu unserm Zwecke beizutragen, deswegen schicke ich einen Band des Pater Abraham, der Sie gewiß gleich zu der Capuzinerpredigt begeistern wird. So wäre z. E. das Rabenaas als Schlußformel, in Genast’s Munde, vielleicht höchst erbaulich. S. die gezeichnete Seite p. 77. Es ist übrigens ein so reicher Schatz der die höchste Stimmung mit sich führt.

Das Anfangslied bring ich auch nicht zu Stande, habe aber etwas Schickliches dafür zu substituiren. Das kann alles bei den folgenden Repräsentationen nachgebracht werden, wie überhaupt das Stück fordert, daß immer etwas neues und Veränderliches darin vorkommt, damit bei folgenden Repräsentationen sich niemand orientiren könne. Leben Sie indessen recht wohl, Sie erfahren nun bald den Tag an dem ich Ihre Ankunft wünsche. Bis jetzt geht es noch sehr bunt zu; grüßen Sie Ihre liebe Frau.

G.

H 176 | S 175 | B 176

528. An Goethe

Jena, den 4. Oktober 1798

Hier sende ich den Prolog, möge er Ihnen Genüge leisten. Sagen Sie mir durch den rückgehenden Boten, wenn Sie noch etwas geändert wünschen. Mir däucht daß es besser ist, das was ich in Klammern eingeschlossen, wegzulassen beim wirklichen Vortrag. Es lassen sich manche Dinge nicht sagen, die sich ganz gut lesen lassen, und die Umstände, unter welchen ein Prolog declamirt wird, die Feierlichkeit die davon unzertrennlich ist, führen gewissen Einschränkungen mit sich, die in der Stube schwer zu berechnen sind. Da der Prolog ohnehin ziemlich groß ist, so denke ich schließen wir ihn vor dem letzten Absatz.

Haben Sie die Güte mir nur frisch weg zuschicken zu lassen was von Decken und Titelkupfern fertig ist. Unter den letztern finde ich keins von brauner Farbe abgedruckt; wenn es keine Umstände macht, so lassen Sie doch etwa ein 500 Abdrücke in dieser Farbe machen.

Ich bin sehr begierig zu vernehmen, wie sich Ihre Schauspieler zu dem Vorspiel anlassen.

Leben Sie recht wohl. Meine Frau grüßt schönstens.

Sch.

H 523 | S 518 | B 519

527. An Schiller

Weimar, den 3. Oktober 1798

Sie werden sehr wohl thun den Prolog in den Almanach zu rücken, er mag in den Posselt und sonst wohin alsdann auch noch wandern, wir müssen uns nach und nach in die Ubiquität auch einrichten, und sie soll uns nicht fehlen.

Haben Sie die Güte mir den Prolog sobald er fertig ist zu senden; die Anlage dazu ist fürtrefflich, und die Ausführung wird nicht zurückbleiben.

Noch vor Abgang dieses Briefs hoffe ich Abdrücke von der Decke und Titelkupfer zu erhalten.

Für heute nichts weiter, denn die Confusion ist gar groß um mich herum.

G.

Was ich von Abdrücken habe erhalten können, sende hierbei mit, es war nicht einmal Zeit sie nachzuzählen; haben Sie die Güte solches thun zu lassen, und zu schreiben wie viel Sie noch überdieß brauchen, damit man Anstalten dazu macht, denn es ist jetzt hier alles gar sehr beschäftigt. Leben Sie recht wohl.

H 522 | S 517 | B 518