1005. Schiller an Goethe

[Weimar, nach dem 20. Januar 1805]

Da Sie selbst wissen, wie ich beim ersten Gedanken an diese Übersetzung auf die Becker gerechnet, so daß ich wirklich vorzugsweise um ihretwillen die Phädra und nicht den Britannicus gewählt, so können Sie leicht denken wie curios mir das herumgehende Gerede vorkommen muß. Ich wüßte schlechterdings nicht was dazu Anlaß könnte gegeben haben, wenn es nicht dieses ist, daß ich Oelfen, wie er mich vor seiner Abreise nach Berlin um Aufträge dahin bat, sagte: ich hätte ein Stück unter der Feder, wobei eine interessante Rolle für Madame Unzelmann wäre. Wie es aber möglich war dieses so zu verstehen, als wenn Madame Unzelmann diese Rolle hier spielen sollte, begreife ich nicht.

Mit meinen Kindern geht es Gottlob ohne böse Zufälle ab, und des soll, hoffe ich, in wenig Tagen wieder gut stehen.

Mich hat mein Katarrh noch nicht verlassen, ob er gleich nicht mehr stark ist. Marmontels Memoiren beschäftigen mich sehr, und besonders sind die Acheminements sehr gut geschildert. Es interessirt mich, mit Ihnen über Necker zu reden, wenn wir uns wieder sehen: denn ohne Zweifel kennen Sie ihn aus seinen eigenen Schriften und wissen inwiefern Marmontels Bericht von ihm wahr ist.

Sch.

H 980 | S 994 | B 998