630. An Schiller
Weimar, den 6. Juli 1799
Zwar kann ich heute noch nicht sagen, wann ich kommen werde, doch habe ich mich schon ziemlich losgemacht und hoffe nicht lange mehr zu verweilen.
Die kurzen Augenblicke unsers letzten Zusammenseyns wollte ich Ihnen mit der Geschichte nicht verderben, die Ihnen nun auch einen unangenehmen Eindruck gemacht hat. Unterdessen geht die Sache so natürlich zu, daß man sich darüber gar nicht wundern soll. Denn man sollte ja doch das Ganze, das man nicht kennt, aus den vielen integrirenden Theilen schätzen, die man kennt. Wenn wir zusammen kommen, wird sich näher überlegen lassen was zu thun ist.
Die Bücher und die Liste sollen besorgt werden. Wollten sie doch bad möglichste Wallenstein’s Lage und die Piccolomini’s an Kirms schicken. Den Wallenstein habe ich von dem Prinzen zurück erhalten. Wir wollten die Stücke gern einmal in Lauchstedt geben. Der Souffleur hat sich ad protocollum mit seinem sämtlichen Vermögen verbürgt daß er für die Stücke stehen wolle.
Bei dieser warmen Jahreszeit ist freilich Ihr Gartenhaus den Sonnenstrahlen und der heißen Luft zu sehr ausgesetzt, ich wünsche bald Regen und angenehme Kühlung, nichts aber so sehr als bald wieder in Ihrer Nähe zu seyn. Leben Sie recht wohl, und grüßen Sie Ihre liebe Fraus.
G.