155. An Schiller

Weimar, 12. Februar 1796

Wenn Sie nur die versprochenen Elegien nicht so nothwendig brauchten! denn ich weiß nicht wie ich damit einhalten soll. Schon seit acht Tagen bin ich darüber mit Knebel in Conferenz; dadurch ist die Abschrift wieder unrein geworden, und muß noch einmal gemacht werden. Wenn es möglich wäre noch acht Tage Aufschub zu geben, so sollte alles in der Ordnung seyn. Ich leide noch immer unsäglich am Carneval, und durch die abermalige Ankunft von fremden Prinzen werden unsere Theater- und Tanzlustbarkeiten verruckt und gehäuft.

Da ich zum dritten Stücke noch nichts zu liefern weiß, habe ich meine alten Papiere durchgesehen, und darin wunderliches Zeug, aber meist individuelles und momentanes gefunden, daß es nicht zu brauchen ist. Um wenigstens meinen guten Willen zu zeigen, schicke ich hier eine sehr subjective Schweizerreise. Urtheilen Sie in wiefern etwas zu brauchen ist; vielleicht wenn man noch irgend ein leidenschaftliches Mährchen dazu erfände, so könnte es gehen. Die Gegenden sind hundertmal betreten und beschrieben, doch betritt man sie wieder und liest die Beschreibungen noch einmal. Sagen Sie mir Ihre Gedanken darüber. Es versteht sich von selbst, daß alles was die Personen bezeichnet, müßte vertilgt werden.

Leben Sie recht wohl! Mit großer Sehnsucht hoff’ ich auf den Augenblick Sie wieder zu sehen.

Meyer hat wieder geschrieben; er negociirt die Aldobrandinische Hochzeit copiren zu dürfen. Wie sehr wünschte ich dieses herrliche Werk in unserm Besitz zu sehen. Die Nachricht von den Kantischen Gemälden ist wahr; es steht auch schon eine Nachricht im Merkur, die ich aber leider übersehen habe.

G.

H 157 | S 154 | B 154