1010. Goethe an Schiller

[Weimar, den 24. Feburar 1805]

Hier sende Rameau’s Neffen mit der Bitte ihn morgen, mit der fahrenden Post nach Leipzig zu senden. Sie sind ja wohl so gut, noch einen derben Umschlag darum machen zu lassen, damit das Manuscript nicht leide. Es mag so hingehen, ob man gleich, wenn es gedruckt zurückkommt, noch manches zu erinnern finden wird. Die letzten Züge in eine solche Arbeit zu retouchiren, ist freilich nicht die Sache der Reconvalescenz.

Wenn ich das Winkelmannische Wesen abgefertigt habe, will ich sehen, ob noch Zeit und Muth übrig ist die alphabetisch=literarischen Anmerkungen zum Rameau hinzuzufügen.

Ich habe einige Bemerkungen zu dem Manuscript gelegt, die den Drucker einigermaßen leiten können.

Die Phädra werde ich recht gern in jedem Sinn durchsehen.

Übrigens müssen wir uns in Geduld fügen und was sich thun läßt, thun, bis wir etwas Besseres thun können. Ich fahre täglich aus und setze mich mit der Welt wieder in einigen Rapport.

Ich hoffe Sie bald zu besuchen und wünsche Sie bei wachsenden Kräften zu finden.

G.

Zugleich die Kupfer zum Tell und einig Nova von verschiedener Art.

H 988 | S 999 | B 1003