15. An Goethe

Jena, 8. Oktober 1794

Entschuldigen Sie das lange Ausbleiben dieses Briefes, der unsere Correspondenz eröffnen soll. Einige dringende Geschäfte für die Lit. Zeitung und die Thalia, die vorher abgethan seyn mußten, haben ihn gegen meinen Wunsch und Willen verzögert.

Es wird nun auf Sie ankommen, ob der Pfad, den ich hier einschlage, ferner verfolgt werden soll. Mir schien es nöthig, da wir uns in der Folge so oft darauf geführt sehen könnten, unsere Begriffe über das Wesen des Schönen vor der Hand in’s Klare zu setzen.

Mit Hofrath Schütz habe ich unsere Angelegenheit ziemlich in Ordnung gebracht. Der Hauptanstoß und eigentlich der einzige, ist die große Kostenvermehrung für die Herren Redacteurs, wenn sie von dem nämlichen Buche jährlich zwölf Recensionen liefern sollen, da sie nur zu einer einzigen eigentlich verpflichtet sind. Es wird aber wahrscheinlich arrangirt werden können, daß der Verleger der Horen die Hälfte der Unkosten ihnen abnimmt. Durch diese Auskunft hoffen sie auch den übrigen Herausgebern von Journalen, die sonst eine gleiche Begünstigung fordern könnten, den Mund zu stopfen.

Nach Ihrem Roman, den Sie mir communiciren wollten, verlangt mich sehr. Schütz hat mir angetragen, diesen Theil zu recensiren, und ich bin sehr geneigt, ihm zu willfahren; besonders da ich ihn ungern in andere Hände kommen sehe.

Humboldts und meine Frau begrüßen Sie freundschaftlich, und ich bin Ihnen nahe mit allem, was in mir lebt und denkt.

Schiller.


[Beilage: fehlt]

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