65. An Schiller

Weimar, 16. Mai 1795

Ehe mein Paket abgeht erhalte ich das Ihrige, und nun noch einige Worte.

Von den Elegien soll morgen Abend auf der reitenden Post etwas abgehen; ich wünsche, daß ja kein Unfall Ihren Aufsatz unterbrechen möge. Zum siebenten Stück kann ich Ihnen nahe an zwei Bogen versprechen.

Lassen Sie uns nur unsern Gang unverrückt fortgehen; wir wissen was wir geben können und wen wir vor uns haben. Ich kenne das Possenspiel des Autorwesens schon zwanzig Jahre in- und auswendig; es muß nur fortgespielt werden, weiter ist dabei nichts zu sagen.

R. ist nicht abzuweisen, aber seine Zudringlichkeit werden Sie sehr in Schranken halten müssen.

Luise habe ich noch nicht gesehen; Sie werden mir eine Gefälligkeit erzeigen sie zu schicken. Ich lege Ihnen einen Band von Herders Terpsichore bei, den ich mir bald zurück erbitte und der Ihnen viel Freude machen wird.

Mein Übel ist wieder ziemlich vorüber. Ich hatte mich schon eingerichtet, Sie wenigstens auf einen halben Tag zu besuchen; nun muß ich es bis auf Trinitatis anstehen lassen. Die nächsten vierzehn Tage halten mich die Proben von Claudine fest.

Leben Sie recht wohl und grüßen Sie unsre Freunde.

Im Moniteur steht, daß Deutschland, hauptsächlich wegen der Philosophie, berühmt sey, und daß ein Mr. Kant und sein Schüler Mr. Fichte den Deutschen eigentlich die Lichter aufsteckten.

G.

Mit den Exemplaren der Horen sind wir nicht ganz in Ordnung. Es hat indeß so viel nicht zu sagen; Hr. Cotta ist ja wohl so artig, am Ende des halben Jahres zu completiren.

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